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    Raus aus Deutschland  12553  1 Kommentar Kanalinsel Sark: Leben, wo der Staatsapparat minimalistisch ist - Steueroase!

    Eine der ungewöhnlichsten und billigsten Steueroasen Europas ist gleichzeitig auch eine der unbekanntesten. Dabei wohnen bereits mehrere Deutsche und Schweizer auf der Insel – darunter auch der Autor dieses Artikels.

    In einer losen Artikelreihe stellen wir Ihnen mit Hilfe der wallstreet:online-Partnerredaktion Smart Investor (SI) die Vor- und Nachteile einiger interessanter Auswanderziele vor. Hier nimmt Swen Lorenz, Gastautor bei Smart Investor, die Kanalinsel Sark unter die Lupe:

    Sark verdient den Titel des Geheimtipps, gibt es doch bislang keine spezialisierte Literatur über die Insel im Ärmelkanal. Dabei sind die beiden Nachbarinseln, Guernsey und Jersey, in Finanzkreisen durchaus ein Begriff. Über Guernsey wird die Hälfte des europaweiten Volumens hochverzinslicher Unternehmensanleihen aufgelegt.

    Während Guernsey für flexible Gesetzgebung bekannt ist, gibt es auf Sark für viele Aspekte überhaupt keine Regulierung.

    So gibt es beispielsweise kein Arbeitsrecht. Das Parlament, das die Insel seit 1565 eigenständig regiert, hat es nicht für notwendig erachtet, Arbeitnehmerverhältnisse durch irgendwelche Gesetze zu regulieren. Manche würde sagen: „Anarchokapitalismus pur!“ Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Konstellation, und welche Schlüsse sollten Kapitalanleger und Wohnsitzsuchende daraus ziehen?

    454 Jahre Unabhängigkeit

    Sark ist der kleinste unabhängige Staat des britischen Commonwealth. Mit 400 Einwohnern und einer Landfläche von gerade einmal 5,5 Quadratkilometern ist die Insel zwar winzig, unter praktischen Aspekten aber ein unabhängiger Staat.

    Im Jahr 1565 gab die britische Krone einem Aristokraten das Recht, die Insel „auf alle Ewigkeit“ eigenständig zu regieren. Sark ist zudem unabhängig von Guernsey und lehnt sich lediglich in manchen Aspekten aus eigener Entscheidung an den größeren Nachbarn an. So müssen Finanzdienstleister auf Sark die gleichen Regulierungen erfüllen, die auch auf Guernsey gelten. 

    Wichtig ist für Zuzügler die Steuergesetzgebung. Sark erhebt eine jährliche Steuer von maximal 7.000 GBP auf Immobilien, die meisten Bewohner zahlen weniger als die Hälfte. Es sind keine Angaben über Einkommen oder Vermögen notwendig. Daneben gibt es noch geringe Steuern auf Alkohol, Fahrräder und Hunde. Ein Pint Guinness kostet auf Sark 2,90 GBP, in Londoner Pubs hingegen fast sechs GBP. 

    Der Staatsapparat der Insel ist überschaubar. Notwendige Posten wie Hafenmeister und Parlamentssekretärin sind nur Teilzeitjobs. Bemerkenswerterweise verbietet die Verfassung Sarks, Staatsschulden aufzunehmen. Die Regierung hat einen Staatshaushalt von aktuell 1,3 Mio. GBP und verfügt über Barreserven. Einwohner müssen privat für Alter und Krankheit vorsorgen.

    Autofrei und ohne Flughafen 

    Autos sind auf Sark verboten, lediglich Traktoren sind mit Sondergenehmigung für den Betrieb von Bauernhöfen und Hotels erlaubt. Die Insel hat zudem keinen Flughafen. Wer an- und abreisen möchte, muss mit der Fähre nach Guernsey übersetzen, wo täglich bis zu zehn Flüge nach London (Gatwick, Heathrow, City und Stansted) starten. Im Sommer fahren bis zu sechs Fähren pro Tag, im Winter dagegen nur eine oder zwei. In den kalten Monaten kann die Fährüberfahrt im Kanal schon einmal etwas rau werden, selten wird auch einmal eine Fähre ganz gestrichen. Wem die See nicht liegt, der sollte um Sark einen Bogen machen.

    Große Teile der alteingesessenen Bevölkerung Sarks leben vom Tourismus; jährlich finden rund 60.000 Besucher den Weg auf die idyllische Insel. Quer über die Insel verteilt finden sich ein halbes Dutzend Hotels sowie Restaurants, Pubs und andere Touristenattraktionen. Die Hauptreisezeit erstreckt sich von April bis September. 

    Englisch ist die Hauptsprache der Insel, und wenn man sich auf Sark heimisch fühlen möchte, dann darf eine gewisse Anglophilie nicht fehlen. Wer zudem ein Leben führen möchte, in welches Bürokraten sich nur minimal einzumischen vermögen, der sollte sich Sark näher anschauen. Dies auch, weil die dortigen Immobilienpreise gerade historisch günstig sind und bereits absehbar ist, wieso sich das bald wieder ändern wird.

    Erste Immobilienreform seit 1607

    Im Jahr 1607 wurden auf Sark stringente Immobiliengesetze eingeführt. Unter anderem wurden Hypotheken verboten, weshalb jeder Immobilienkauf seither zu 100% in bar bezahlt werden musste. Zudem bestanden Regeln wie die Primogenitur, die gesetzlich verankerte Pflicht, Immobilien an den ältesten Sohn zu vererben. Vor wenigen Wochen beschloss das Parlament, diese Regeln zu modernisieren. Mehrere Banken auf Guernsey haben angekündigt, Hypotheken für Immobilienkäufe auf Sark vorzubereiten. Die absehbare neue Nachfrage wird auf einen ausgebombten Markt treffen. In den vergangenen zehn Jahren sank die Bevölkerung Sarks von 600 auf derzeit nur noch 400 Einwohner. Eine alternde Bevölkerung, politische Knatschereien und Strukturprobleme in der Tourismusbranche haben dazu geführt, dass die Immobilienpreise heute rund 50% niedriger sind als 2008. 

    Ein Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern Wohnfläche, das als freier Grundbesitz („Freehold“) mit 2.000 Quadratmetern Garten angeboten wurde, ging kürzlich für 425.000 GBP über die Ladentheke. Monaco wäre zehn- bis 20-mal teurer. Vor sieben Jahren war die gleiche Immobilie für eine Mio. GBP angeboten worden. Die Preise dürften nunmehr ihren Boden gefunden haben. Spekulativ lässt sich auch darauf setzen, dass Sark bald eine direkte Fährverbindung zur französischen Küste bekommt. Tritt dies ein, ist ein neuer Tourismusboom absehbar.

    Für wen kommt Sark infrage?

    Besitzer eines EU-Passes können derzeit ohne Beschränkungen nach Sark ziehen. Die Kanalinseln sind nicht Teil der EU, haben aber ein wirtschaftliches Assoziierungsabkommen mit Brüssel. Mit Großbritannien besteht ein Zollabkommen, weswegen es zwischen den Kanalinseln und dem britischen Festland keine Grenze gibt. Als „steuerlich ansässig“ gilt auf Sark per Gesetz jeder, dem ein Haus oder eine Wohnung „zur Verfügung steht“. Wer sich auf Sark eine Basis zulegt und anschließend umfangreich reist oder auch mal sein Ferienhaus in Italien nutzt, ist auf der sicheren Seite. 

    Ist Sark jedermanns Sache? Sicher nicht. Aber es gibt zahlreiche Faktoren, die zum Vorteil der Einwohner sind. Genau das dürfte sich in den kommenden Jahren angesichts der Großwetterlage Europas als echter Vorteil erweisen. Da buchstäblich nur begrenzt Platz im Boot ist, sollten sich Interessierte bald einen Besuch buchen.

    (Diese Analyse aus der Smart Investor-Ausgabe 08/19 bezieht sich auf Daten, die bis zum 27.07.2019 erfasst wurden.)

    Autor: Swen Lorenz / Smart Investor

    Swen Lorenz, Gründer von www.undervalued-shares.com, ist langjähriger Bewohner von Sark. Er wird in Kürze ein Buch veröffentlichen, das alle für einen Umzug auf die Insel relevanten Details beinhaltet. Bei Interesse: swen@undervalued-shares.com.

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    Lebensart & Kapital: Dominikanische Republik - Leben, wo sich Christoph Kolumbus beerdigen ließ | wallstreet-online.de - Vollständiger Artikel unter:
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