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     2701  0 Kommentare Still ruht der See

    Die Unfähigkeit der Politik, etwas zu stemmen, und die Unfähigkeit der Märkte, wirklichen Frohsinn zu erzeugen, führt uns alle anscheinend sukzessive in den völligen Schwachsinn. Denn der Attentismus auf diesen beiden Seiten bringt uns nunmehr wohl die vollkommene Herrschaft der Meinungsumfrage.

    Emnid hat beispielsweise gerade ermittelt, dass 74 Prozent von 1000 Befragten den Börsengang der Postbank befürworten und es damit für gut halten, dass wieder ein großes Unternehmen an die Börse geht. Wer gibt nur sein Geld für so einen Schwachsinn aus? Was soll man daraus nur schließen und was will man damit anfangen? Vielleicht wird die SPD bald ermitteln, dass 99 Prozent der Bevölkerung die Agenda 2010 befürworten, wenn sie selbst davon auch profitieren. Oder die Bild-Zeitung findet heraus, dass 57 Prozent der Deutschen eine Flut-Katastrophe in Indien deswegen nicht fürchten, weil sie ohnehin ihr Haus in Recklinghausen nur zum Einkaufen verlassen.

    Politische Entscheidungen sind nur aufgrund großen ideellen Einsatzes möglich, und Marktentscheidungen aufgrund eines finanziellen Einsatzes. Meinungsumfragen hingegen sind Luftentscheidungen aus der hohlen Hand. Ein Wunder, das die Presse so etwas auch noch abdruckt. Aber wahrscheinlich wird eher anders herum ein Schuh daraus. Weil sich nichts tut in unserem Land, müssen Idioten Idioten befragen, um dann wenigstens etwas Idiotisches schreiben zu können.

    email>berndniquet@t-online.de

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Still ruht der See Die Unfähigkeit der Politik, etwas zu stemmen, und die Unfähigkeit der Märkte, wirklichen Frohsinn zu erzeugen, führt uns alle anscheinend sukzessive in den völligen Schwachsinn. Denn der Attentismus auf diesen beiden Seiten bringt uns nunmehr …