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     466  0 Kommentare Anlagestratege über Edelmetall: 2020 wird ein gutes Jahr für Gold-Anleger

    Der Goldpreis hat sein zyklisches Hoch vom September übertroffen. Im vergangenen Jahr folgte danach eine Korrektur, bevor der Kurs wieder anzog. Das könnte sich in diesem Jahr wiederholen, meint Reinhard Pfingsten, Anlagestratege bei der Bethmann Bank.
    Reinhard PfingstenBild: Bethmann Bank

    Im September des vergangenen Jahres notierte der Gold-Preis bei rund 1560 Dollar je Feinunze – so hoch wie seit sechseinhalb Jahren nicht mehr. Kurstreiber waren die geopolitischen Risiken, vor allem aber der Schwenk in der Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken und den damit verbundenen extrem niedrigen Zinsen. Diese trieben insbesondere spekulative Anleger in das Edelmetall. ETFs, ETCs und Zertifikate, die mit physischem Gold unterlegt sind, lagerten am Ende des dritten Quartals 2019 rund 2855 Tonnen Gold. Laut World Gold Council bedeutete dies einen neuen Rekord.
    Doch dann zeichnete sich ein erstes Handelsabkommen zwischen den USA und China ab sowie ein wahrscheinlich doch halbwegs geordneter Brexit – und der Goldpreis bröckelte etwas ab. Dennoch erzielte das Edelmetall mit einem Plus von 14 Prozent (in Dollar) im vergangenen Jahr die beste Performance seit 2010.
    "Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich" – dieses Mark Twain zugeschriebene Zitat könnte sich in diesem Jahr wieder einmal bewahrheiten. Ende 2019/Anfang 2020 war es vor allem der Konflikt zwischen den USA und dem Iran, der den Preis für Gold als Versicherungsschutz gegen geopolitische Risiken wieder in die Höhe getrieben hat.


    Doch so lange davon der Ölpreis nicht ernsthaft tangiert wird, spielt die Entwicklung im Nahen Osten, trotz der bemitleidenswerten Situation der dort lebenden Menschen, an den Börsen eine eher untergeordnete Rolle. Vielmehr deutet einiges darauf hin, dass sowohl die USA als auch der Iran eher an einer Deeskalation interessiert sind. Das könnte beim Gold-Preis wieder für etwas Entspannung sorgen. Dafür sprechen auch die rekordhohen Bestände der weltweiten ETFs, ETCs und Zertifikate. Hier sind Gewinnmitnahmen überfällig – auch aufgrund der noch immer rekordhohen Notierungen an den Aktienmärkten. Dies könnte zusätzlich – zumindest teilweise – zu einem Auflösen der umfangreichen Long-Positionen an den Terminmärkten führen. Das alles spricht für eine kurzfristige Korrektur des Gold-Preises.
    Gold vor neuem Hoch
    Langfristig sind jedoch wieder deutlich höhere Notierungen wahrscheinlich. Das stärkste Argument für das Edelmetall sind die anhaltend niedrigen beziehungsweise negativen Zinsen. Angesichts der weltweit schwachen Konjunktur und der noch nicht nachhaltig gelösten Handels-Konflikte ist vorerst wohl kaum mit einer Änderung des geldpolitischen Kurses von Fed, EZB & Co zu rechnen. Vielmehr sind neue Lockerungsmaßnahmen wie eine weitere Senkung der Einlagensätze für Banken und höhere Anleihekäufe (EZB) sowie Zinssenkungen (Fed) zu erwarten. Das Umfeld niedriger und negativer Zinsen dürfte somit vorerst weiter erhalten bleiben. Mehr noch: Das Volumen der negativ verzinsten Staats-Anleihen könnte in den nächsten Monaten noch einmal steigen. Angesichts dieses Umfelds kann Gold weiter als stabiles Wertaufbewahrungsmittel und damit als Cash-Ersatz dienen.

    Das zweite Argument pro Gold liefert die Währungsseite. Nachdem der US-Dollar seit rund zwei Jahren fast permanent aufgewertet hat, ist 2020 mit einer Korrektur zu rechnen – zumindest mit einer leichten. Denn in den USA dürfte die konjunkturelle Dynamik etwas stärker nachlassen als in Europa. Vor diesem Hintergrund könnte der Dollar am Ende des Jahres wieder bei 1,20 Euro stehen. Meistens, wenn auch nicht immer, entwickeln sich der Dollar und der Gold-Preis in entgegengesetzter Richtung.
    Gleichzeitig könnte es in China eine konjunkturelle Überraschung geben, was für einen festeren Renminbi sorgen würde. Das würde für Gold wiederum eine höhere Nachfrage bedeuten. Schließlich sprechen mögliche Inflationsrisiken für das Edelmetall. In den USA ist der Arbeitsmarkt leergefegt. Das ist die klassische Vorlage für eine Lohn-Preis-Spirale. Tatsächlich sind die Verbraucherpreise in den Vereinigten Staaten im Dezember wieder mit einer annualisierten Rate von rund zwei Prozent gestiegen, was genau dem Zielkorridor der amerikanischen Notenbank Fed entspricht.
    Keine nachhaltige Zinswende
    Zwar spricht ein Anstieg der Teuerungsrate für Gold als Kapitalanlage, die vor Inflation schützt. Das funktioniert allerdings nur so lange, wie die Zinsen nicht spürbar steigen. Denn dann könnten Opportunitätskosten auf einmal wieder ein Thema werden. Doch damit ist angesichts der flauen Konjunkturaussichten kaum zu rechnen. US-Staatsanleihen dürften auch künftig an der Zwei-Prozent-Marke scheitern.
    Unter dem Strich überwiegen die Argumente für Gold die gegen das Edelmetall. Bis Ende des Jahres ist ein Preis von 1600 Dollar realistisch, bis Ende 2021 sogar von 1750 Dollar. Für Anleger könnte es sich aber lohnen, zuerst taktisch aus den genannten Gründen auf eine kurzfristige Korrektur zu setzen. Kurse um 1400 Dollar dürften sich als gute Einstiegsgelegenheit erweisen.
    Über den Autor:Reinhard Pfingsten arbeitet bei der Bethmann Bank als Anlagechef (Chief Investment Officer) und ist Mitglied im Management-Team des globalen Investment-Centers der ABN Amro Gruppe.

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