Lithium-Bergwerk im Erzgebirge
„Das Zinnwald-Lithium-Projekt hat ein sehr hohes Potenzial einen wichtigen Beitrag zur Elektromobilität in Deutschland zu leisten“
Im Zinnwald im Erzgebirge vermutet die Deutsche Lithium GmbH (DL) eines der größten Lithiumvorkommen Europas. Doch die Suche nach einem strategischen Investor für die DL gestaltet sich schwierig. Welches Potenzial hat das Lithium-Projekt im Erzgebirge wirklich?
Armin Müller, Chef der Deutschen Lithium (DL), erklärte exklusiv gegenüber der Redaktion von wallstreet:online: „Das Zinnwald-Lithium-Projekt hat ein sehr hohes Potenzial, einen wichtigen Beitrag zur Elektromobilität in Deutschland zu leisten und kann Lithium (LCE) für etwa 20 Mio. Elektrofahrzeuge (660.000 t LCE; 30 kg LCE/Batterie) liefern. Der Abbau des Lithiumminerals und seine chemische Umsetzung wird nach deutschen Umwelt- und Sozialstandards erfolgen und gewährleistet die Herstellung von fairen Lithiumverbindungen mit niedrigem Carbon foot print (Scope 2). Die Lithiumlagerstätte Zinnwald befindet sich in einer im globalen Vergleich geopolitisch sehr stabilen Region. Sie liegt in einer hoch entwickelten Industrieregion Deutschlands und in der Nähe von bedeutenden Firmen der Elektromobilität wie VW, Daimler und Tesla sowie von wichtigen Standorten der Chemieindustrie wie BASF/Schwarzheide und dem Chemiepark Bitterfeld. Aufgrund der Nähe zu potenziellen Kunden und Partnern ist eine Direktsynthese von Lithiumverbindungen, wie z. B. LiOH und LiF, und somit ihre wettbewerbsfähige Herstellung möglich.“
Kritischer sieht dies der Rohstoff- und Minenexperte Tobias Tretter. Exklusiv gegenüber wallstreet:online erklärte er: "Das Zinnwald-Lithiumprojekt ist eines der am weitesten fortgeschrittenen Lithium-Projekte in Europa und hat den entscheidenden Vorteil, dass es inmitten Europas und damit in direkter Nähe zu den großen Automobilherstellern liegt. Dennoch sehen wir derzeit geringe Chancen, dass das Projekt in den kommenden Jahren in Produktion gebracht werden kann, da in erster Linie Lithiumfluorid und nicht das für die Batterieherstellung benötigte Lithiumcarbonate oder Lithiumhydroxid aus dem Gestein gewonnen werden können. Zwar kann Lithiumfluorid in Batterie-fähiges Lithium umgewandelt werden, allerdings ist der gesamte Prozess zu teuer, als dass das Projekt zu den gegenwärtigen Preisen ökonomisch betrieben werden könnte."
Im vergangenen Frühjahr hatte die DL eine bankenfähige Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Diese bescheinigt dem Zinnwald-Lithium-Projekt eine „hohe Profitabilität“ berichtet Handelsblatt-Journalist Jakob Blume am Montag. Grant Sporre, Rohstoffexperte der Investmentbank Macquarie, nannte das Zinnwald-Lithium-Projekt gegenüber dem Handelsblatt sogar „vielversprechend“.
Das Problem: Für die Realisierung des Lithium-Bergwerks im Erzgebirge, benötigt die DL Kapital in Höhe von 150 Millionen Euro. Und dafür gibt es bislang offenbar keinen strategischen Investor. Der britische Explorer und Minenentwickler Bacanora Lithium hält zwar 50 Prozent an der DL, will das Projekt jedoch nicht selbst entwickeln. Gangfeng, der strategische chinesische Investor von Bacanora, hat offenbar ebenfalls kein Interesse an dem Projekt im Erzgebirge und der insolvente deutsche Solarmodulhersteller Solarworld hält zwar die restlichen DL-Anteile, hat aber nicht die Mittel, um das Projekt zu realisieren, so das Handelsblatt.
Im vergangenen Monat lief zudem eine Option aus, die es Bacanora erlaubt hätte, die restlichen DL-Anteile von Solarworld zu kaufen. Bei nicht Ausüben der Option war es eigentlich vorgesehen, dass Bacanoras DL-Anteile zurück an die Solarworld gehen. Die beiden Unternehmen einigten sich jedoch, die Call Optionen aufzuheben. Dadurch wird Bacanora weiterhin 50 Prozent der DL-Anteile besitzen, und Solarworld, die restlichen 50 Prozent. Im Gegenzug hat sich „Bacanora verpflichtet, der DL in den nächsten zwei Jahren mindestens 1,35 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, um die Entwicklung von Zinnwald voranzutreiben“, heißt es in einer Mitteilung von Bacanora vom 17. Februar 2020.
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Peter Secker, CEO von Bacanora, erklärte in derselben Pressemitteilung: „Wir begrüßen die Änderungen des Joint-Venture-Abkommens und freuen uns auf die weitere Arbeit an der Entwicklung und dem Design des Zinnwald-Lithium-Projekts. Wir haben ein starkes Managementteam in Deutschland und werden das Projekt weiter vorantreiben und mit potenziellen Investoren an der Finanzierung arbeiten. Wir sind der festen Überzeugung, dass Zinnwald das Potenzial hat, ein führender Lieferant für die europäische Batterieindustrie zu werden.“
Durch den Vorschuss von Bacanora erhält die DL zu mindestens mehr Zeit für die Investorensuche. Das derzeit schwierige Markumfeld bei Lithium, macht die Investorensuche jedoch nicht einfach. Innerhalb von 14 Monaten fiel der Lithium-Preis um mehr als 70 Prozent. Im Januar 2019 kostete eine Tonne Lithiumcarbonat (Li2CO3) noch rund 80.000 Yuan (rund 10.000 Euro). Heute sind es nur noch 48.000 Yuan (rund 6.000 Euro), so die Webseite TradingEconomics.com.
Autor: Ferdinand Hammer
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