ANALYSE/HSBC
Von Erholung nicht täuschen lassen - Weiter Risiken am Aktienmarkt
NEW YORK (dpa-AFX) - Anleger am Aktienmarkt sollten sich laut Einschätzung der britischen Bank HSBC angesichts der Beruhigung nach dem Corona-Crash nicht zu sehr in Sicherheit wähnen. Auch wenn die Kurserholung bei Investoren Optimismus geweckt habe, dass das Schlimmste vorbei sei, sollte noch nicht von einer Bodenbildung gesprochen werden, schrieb Marktstratege Alastair Pinder in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Gerade Privatanleger könnten demzufolge nochmals nervös reagieren.
So hatte der Dax seit dem Wochenende vom 22./23. Februar, als die Folgen der rasanten Coronavirus-Ausbreitung mit der Abriegelung von Teilen Norditaliens erstmals auch in Europa deutlich spürbar wurden, bis Mitte März um bis zu rund 39 Prozent verloren. Trotz der Erholung auf zuletzt rund 9900 Punkte summiert sich das Crash-Minus immer noch auf mehr als ein Viertel. Der wohl bekannteste Aktienindex der Welt - der Dow Jones Industrial - notiert immer noch rund 23 Prozent unter seinem Vor-Crash-Wert. Beim breit gefassten US-Index S&P 500 ist es ein Minus von rund 21 Prozent.
Während Hedgefonds ihr Aktienrisiko bereits deutlich reduziert hätten, gebe es bei institutionellen Fonds sowie bei passiven Fonds wie ETFs noch Raum für Abflüsse, erklärt Stratege Pinder seinen vorsichtigen Blick auf die Märkte. So erlaubten es die wegen der Corona-Krise in den USA verabschiedeten Gesetze Privatanlegern bis zu 100 000 US-Dollar aus bestimmten Pensionsfonds abzuziehen - ohne den eigentlich bei vorzeitiger Auszahlung fälligen Abschlag. In der Summe könnten damit mehr als 50 Milliarden Dollar aus dem Aktienmarkt abfließen.
Vorsichtig stimmt laut Pinder auch, dass US-Konzerne zunehmend ihre Aktienrückkauf-Programme aussetzten. Gerade die Unternehmen selbst hätten unter dem Strich während des vergangenen Jahrzehnts aber zu den größten Käufern gezählt. Unter dem Strich könnten dadurch in den kommenden beiden Quartal rund 300 Milliarden Dollar an Zuflüssen in den Aktienmarkt fehlen.
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In diesem Umfeld könnte es sich lohnen, auf die in den vergangenen Jahren besonders erfolgreichen Fonds zu schauen, glaubt der HSBC-Stratege. Diese seien teils deutlich anders positioniert als der breite Markt. In Relation seien sie stärker auf die USA und Festland-China ausgerichtet und mit Blick auf die Branchen gewichteten sie Software und Dienstleistungen höher in ihren Portfolios. Besonders beliebt seien dabei Aktien von Microsoft, LVMH, Tencent und Hoya./mis/eas/jha/