AKTIE IM FOKUS
Lufthansa schwanken - Gerüchte um Staatshilfen
(neu: Kursschwankungen, weitere Neuigkeiten und neuer Kommentar)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktie der Lufthansa ist am Dienstag zwischen kräftigen Gewinnen und moderaten Verlusten geschwankt. Mögliche umfangreiche Staatshilfen für die durch die Corona-Krise schwer angeschlagene Fluggesellschaft würden nicht nur positiv gesehen, hieß es am Markt mit Blick auf Medienberichte. So hatte der "Business Insider" am Morgen unter Berufung auf Quellen aus dem Konzern berichtet, dass die Bundesrepublik rund neun Milliarden Euro in den Konzern pumpen werde. Zudem wurde im Verlauf des Vormittags bekannt, dass die Lufthansa auch die Insolvenz in Eigenverwaltung prüft.
Kurz nach dem Handelsstart war die Aktie noch bis knapp unter 9 Euro hochgesprungen und hatte sich an die Spitze im deutschen Leitindex Dax gesetzt. Gegen Mittag sackte sie dann auf 7,82 Euro ab und legte zuletzt wieder um 3,1 Prozent auf 8,176 Euro zu. Tags zuvor bereits hatte dank der Hoffnung auf ein Rettungspaket die Stabilisierung begonnen. Noch am Freitag war das Papier bei 7,02 Euro auf den tiefsten Stand seit 2003 gesackt und damit dem Rekordtief bei 6,80 Euro sehr nahe gekommen. Vor der Corona-Pandemie hatte es noch um die 15 Euro gekostet.
Nach dem Online-Wirtschaftsmagazin berichtete auch die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass sich der Staat auf einen Einstieg vorbereite. Seitens der Bundesregierung hieß es zugleich, dass die "unverbindlichen" Verhandlungen noch liefen und es noch keine Einigung gebe. Eine solche werde auch noch nicht in dieser Woche erwartet.
Die Lufthansa bestätigte später ihrerseits, es werde eine Insolvenz in Eigenverwaltung geprüft. Unter dem bisherigen Management könnte auch so eine Sanierung angegangen werden. Schließlich warnte noch Lufthansa-Chef Carsten Spohr im Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit" vor einem zu großen Staatseinfluss als Folge möglicher Hilfskredite.
Händler blieben angesichts der vielen unterschiedlichen und in wichtigen Teilen unbestätigten Aussagen zum Einstieg Deutschlands in das Unternehmen abwartend. Sie bewerteten die kolportierten Neuigkeiten insgesamt vorsichtig. Ein Händler, der die Aussichten auf eine Finanzspritze durch die Bundesregierung als erfreulich beurteilte, sagte: Sofern Deutschland tatsächlich neun Milliarden Euro investiere, könne der Staat eine Sperrminorität erlangen sowie ein oder zwei Sitze im Aufsichtsrat.
Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank sprach von Uneinigkeit unter den Investoren, ob die Hilfsmaßnahmen der Regierung positiv oder negativ zu bewerten seien. Viel wichtiger sei indes, dass die Flugaktivitäten zügig wieder aufgenommen werden. "Ansonsten wird sich die Situation der Fluggesellschaft weiter massiv verschlechtern."
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Erst am Donnerstag hatte die Lufthansa eingestanden, dass sie sich nicht mehr selbst aus der Corona-Krise retten könne. Wegen des virusbedingt ruhenden Reiseverkehrs zählt die deutsche Airline - wie allgemein Unternehmen aus der Reise- und Freizeitbranche - zu den großen Krisenverlierern./ck/la