checkAd

    Unternehmer, Sportler, Lottogewinner  1183  0 Kommentare Wem gönnen es die Deutschen, reich zu sein? - Seite 2

    Dass die Neider Lottogewinnern ihren Reichtum am ehesten gönnen bzw. meinen, Lottogewinner hätten es „verdient“, reich zu sein, erscheint vielleicht auf den ersten Blick verwunderlich, auf jeden Fall aber erklärungsbedürftig. Denn bei anderen Gruppen von Reichen wird ja gerade besonders vehement kritisiert, dass deren Leistung angeblich nicht im angemessenen Verhältnis zu ihrem Reichtum stünde. Diese Meinung wird beispielsweise mit Blick auf die Manager vertreten: 85 Prozent vom harten Kern der Neider (bei den Nicht-Neidern sind es nicht einmal halb so viele) sagen: „Ich finde es unangemessen, wenn Manager so viel mehr verdienen. Schließlich arbeiten sie nicht so viel mehr als ihre Angestellten, dass dies gerechtfertigt wäre.“ Nur sechs Prozent des harten Kerns der Neider gönnen Spitzenmanagern, wenn sie reich sind, während der Anteil bei den Nicht-Neidern mehr als vier Mal so hoch liegt.

    Warum bezweifeln die Neider bei Managern, dass ihr Reichtum durch eine entsprechende Gegenleistung gerechtfertigt sei, während sie es ausgerechnet beim Lottogewinner, dessen „Leistung“ ja nur darin bestand, zufällig einen Tippschein richtig auszufüllen, nicht bezweifeln? Neidische Menschen, darauf hat schon der Soziologe Helmut Schoeck hingewiesen, gönnen anderen am ehesten etwas, wenn es auf Glück und Zufall beruht und eben nicht auf Leistung. Denn wenn der andere nur durch Glück oder Zufall einen Vorteil erlangt, führt das – anders als dann, wenn der Vorteil auf Leistung beruht - nicht zu der nagenden Frage, warum man selbst diesen Vorteil nicht hat. Schoeck hat in seinem Standardwerk zum Thema „Neid“ sogar das Beispiel des Lottogewinners angeführt: Dass der Gewinner nicht beneidet werde, dafür sorge das zufallsbedingte Selektionsverfahren: „Kein Mann wird von seiner Frau heruntergesetzt werden, weil er nicht das richtige Los gekauft hatte.“ Und niemand bekomme Minderwertigkeitskomplexe, wenn er stets danebentippt. Für das Selbstwertgefühl ist es also leichter zu verkraften, neidlos den Reichtum eines Lottogewinners zu akzeptieren als den eines Unternehmers oder Spitzenmanagers. Zudem kann man im Falle des Lottogewinners sogar hoffen, vielleicht irgendwann selbst zu den glücklichen Gewinnern zu gehören.

    Folgen Sie mir auf Twitter.


    Rainer Zitelmann
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
    Mehr anzeigen
    Seite 2 von 2
    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Unternehmer, Sportler, Lottogewinner Wem gönnen es die Deutschen, reich zu sein? - Seite 2 Wem gönnen Sie es am ehesten, wenn er reich wird? Dem Top-Fußballer, einem Unternehmer, einem Manager oder vielleicht sogar dem glücklichen Lottogewinner?

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer