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    Welche Bonds jetzt kaufen?  8633  0 Kommentare Schweizer Asset Manager: „Etwa 3,5 Prozent für europäische Investment-Grade-Unternehmensanleihen“

    Unternehmensanleihen sind – jedenfalls das Gros aus dem Investment Grade-Bereich - als solide und risikoarme Beimischung in vielen Depots beliebt. Benedikt Schröder ist Analyst und Portfolio Manager für Unternehmensanleihen beim Schweizer Asset Manager Bantleon. Im Kurz-Interview mit wallstreet:online erklärt er, worauf Anleger beim Anleihenkauf achten sollten.

    wallstreet:online: Der Aktienmarkt hat durch Corona erst gelitten und ist dann stark zurückgekommen. Gibt es bei Unternehmensanleihen eine ähnliche Dynamik?

    Mehr als 14.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag
    im Einmalkauf und 0 EUR Orderprovision als Sparplan
    (zzgl. marktüblicher Spreads, Zuwendungen und Produktkosten)

    Benedikt Schröder: Während der Hochphase der Coronavirus-Krise haben wir am Primärmarkt für europäische Unternehmensanleihen – also bei den Neuemissionen - deutlich weniger Aktivität gesehen. Und am Sekundärmarkt war die Liquidität eingeschränkt und die Risikoprämien sind angestiegen. Ähnlich wie am Aktienmarkt gab es in dieser Zeit aber gute Einstiegsmöglichkeiten.

    Seitdem hat sich die Lage gebessert, es gibt aber nach wie vor große Unterschiede je nach Ratingklasse. Allgemein engen sich die Risikoprämien zurzeit weiter ein.

    In der Krise und danach profitieren vor allem die weniger zyklischen Unternehmen wie Versorger oder Telekommunikationsunternehmen. Die wurden zwar im Zuge der Corona-Krise ebenso wie die eher zyklischen Sektoren Einzelhandel, Chemie- und Rohstoffindustrie abgestraft, haben aber einen guten Rebound geschafft. Ab April sind dort die Risikoprämien aber wieder stark gesunken, was zu deutlichen Kursgewinnen geführt hat.

    wallstreet:online: Wieso sinken die Risikoprämien, obwohl viele Unternehmen angesichts einer Rezession eher in eine ungewisse Zukunft blicken?

    Benedikt Schröder: Die Risikoprämien sind vor allem deshalb so gering, weil die EZB weiter Anleihen kauft. Deshalb werden auch die Kurse der Anleihen sehr stark technisch getrieben und bieten derzeit attraktive Einstiegsniveaus. Die anhaltenden Käufe der EZB dürften die Risikoprämien weiter sinken und damit die Kurse der Anleihen steigen lassen. Anleger sollten sich die Emittenten der Unternehmensanleihen genau anschauen, weil die Risiken der einzelnen Anleihen sehr unterschiedlich sind und das Marktvolumen stetig steigt. so wurden im Jahr 2019 in der Eurozone 374 Milliarden Euro an neuen Anleihen ausgegeben. In diesem Jahr waren es bis Juni schon 300 Milliarden Euro.

    wallstreet:online: Wie groß ist der Einfluss der EZB-Käufe auf den Markt für Unternehmensanleihen?

    Benedikt Schröder: Das Kaufprogramm der EZB verzerrt natürlich die wahren Bewertungsniveaus. Seit Jahresbeginn wurden Unternehmensanleihen im Wert von 35 Milliarden gekauft, jetzt kommen nochmal 11 Milliarden durch das PEPP-Programm dazu. Das hat für eine stark ausgeweitete Aktivität am Primärmarkt gesorgt.

    Die EZB kauft aber nur Investment-Grade-Anleihen, deshalb ist dieser Markt sehr viel stärker von den Anleihekäufen getrieben. Im High-Yield-Segment sehen wir dieses Jahr in etwa das gleiche Volumen wie im Vorjahr, aber geringere Volumina als in den Jahren davor. Hier steigt die EZB nicht ein und auch Investoren schauen genauer hin und kaufen nicht alles. Das ist durchaus eine gesunde Entwicklung.

    wallstreet:online: Wie findet man als Anleger den richtigen Mix von Risiko und Absicherung bei Unternehmensanleihen?

    Benedikt Schröder: Als Privatanleger gibt es nicht so viele Möglichkeiten, einzelne Werte auszusuchen. Das liegt vor allem daran, dass viele Unternehmensanleihen eine Mindeststückelung von 100.000 Euro pro Anleihe haben. Einzeltitel mit nur 1000 Euro Mindeststückelung sind relativ selten. Wenn man in Unternehmensanleihen investieren möchte, kann man als Privatanleger gut über Investmentfonds einsteigen. Welches Risiko man dabei eingeht, hängt stark von der individuellen Risikobereitschaft ab.

    Bei High-Yield-Anleihen, die aufgrund ihrer schlechteren Bonitäten etwas höhere Coupons bieten, wäre ich derzeit eher vorsichtig. Denn in diesem risikoreicheren Segment sind in Zukunft wohl vermehrt Ausfälle zu erwarten. Viele der Emittenten hatten auch schon vor der Coronavirus-Pandemie große Probleme und sind hoch verschuldet. Jetzt brechen in der Krise oftmals die Einnahmen weg, weshalb Schulden nicht mehr bedient werden können. Deshalb würde ich keinem Privatanleger empfehlen, einzelne High-Yield-Anleihen zu kaufen. In Investmentfonds für Unternehmensanleihen können ausgewählte High-Yield-Anleihen aber eine gute Beimischung sein, um die Rendite zu steigern. Eine etwa gleich hohe Rendite wie High-Yield-Anleihen bei geringerem Risiko bieten Corporate Hybrids. Das sind Nachranganleihen von Industrieunternehmen. Aber auch hier sollten Privatanleger Investmentfonds einem Kauf einzelner Anleihen vorziehen.

    Auch im Investment-Grade-Bereich, wo die Bonität stärker ist, ist die Rendite derzeit nicht schlecht. Aktuell gibt es im Marktdurchschnitt bei fünf Jahren Laufzeit einen Coupon von etwa 1,5 Prozent pro Jahr – dies ist aber stets eine Momentaufnahme. Nimmt man zu diesen regelmäßigen Erträgen die Kursgewinne der Anleihen bei sinkenden Risikoprämien von voraussichtlich 30 bis 40 Basispunkten hinzu, so erhält man im Durchschnitt einen Kursgewinn von 2 Prozent. Das ergibt in diesem Jahr einen möglichen Gesamtertrag von etwa 3,5 Prozent für europäische Investment-Grade-Unternehmensanleihen.

     

    wallstreet:online: Herr Schröder, vielen Dank für das Gespräch.

    Die Fragen stellte Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion

     




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    Verfasst vonJulian Schick
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