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     3870  0 Kommentare Ein konkreter Anlagetipp

    Eigentlich gebe ich ja keine konkreten Anlagetipps. Aus aktuellem Anlass mache ich heute jedoch einmal eine Ausnahme. Denn die Märkte schwanken wie die Lämmerschwänze hin und her und drohen die zittrigen Investoren wie die galoppierenden Pferde abzuwerfen. Deshalb ist langfristige Orientierung angesagt. Wer nur auf den Hals des Pferdes schauet, wird jetzt mit Sicherheit abgeworfen. Nur wer sich einen Fixpunkt am Horizont wählt, hat Chancen, den Ritt unbeschadet und vor allem gewinnbringend zu überstehen.

    Die Idee für meinen konkreten Anlagetipp ist mir gekommen als ich vor einigen Wochen die Dresdner Sonntagsbörse gesehen habe und dauernd der Laufstreifen vermeldete, dass der Kabarettist Dieter Hildebrand einen Schatten auf der Lunge hat. Das ist zwar sicherlich eine ernste Angelegenheit, doch wo würden wir hinkommen, wenn jeder Schatten, der irgendwo auftaucht, sofort auf den Laufbändern im Fernsehen gemeldet wird?

    Ich habe an meiner Fernbedienung etwas herumgedrückt und gemerkt, dass man die Bildgröße verstellen und eine Zoom-Einstellung wählen kann, die gleich zwei Vorteile miteinander verbindet: Erstens muss man den Kopf der Moderatorin nicht mehr sehen, und zweitens – und viel wichtiger – der Laufstreifen bleibt ausgeblendet.

    Mein konkreter Anlagevorschlag für diesen Herbst heißt daher auch: Machen Sie sich grundlegende Gedanken, wie die nahe Zukunft aussehen wird und schalten Sie ihren Fernseher dann auf diese Einstellung! Sie werden bald merken, dass Sie dabei viel ruhiger leben und nicht Gefahr laufen, ständig das, was sie vorhin gedacht haben anhand neuer Kursbewegungen wieder zu revidieren, allerdings nur, um dann einen Tag später wieder zu der gleichen Meinung zurück zu kehren – dabei jedoch erhebliche Kursverluste und Transaktionskosten verursacht zu haben.

    Nun könnte man natürlich sagen, dass es auch reichen würde, einen Papp-Streifen über den unteren Bildschirmteil zu kleben. Doch das wäre nur eine Schein-Lösung, die sich durchaus einmal rächen kann. Denn man muss das System von innen begreifen und von innen gewinnmäßig bekämpfen, um langfristig erfolgreich zu sein. Wer nur von außen Etikette oder Papp-Streifen aufkleben kann, hat das nicht begriffen und wird ohne Chance bleiben. Eines der wichtigsten Börsengesetze lautet daher auch: Du sollst keine Etiketten nirgendwohin kleben!

    Ich selbst mache jetzt den Fernseher aus, verziehe mich für eine gute Woche nach England und melde mich anschließend an dieser Stelle wieder.

    berndniquet@t-online.de


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Ein konkreter Anlagetipp Eigentlich gebe ich ja keine konkreten Anlagetipps. Aus aktuellem Anlass mache ich heute jedoch einmal eine Ausnahme. Denn die Märkte schwanken wie die Lämmerschwänze hin und her und drohen die zittrigen Investoren wie die galoppierenden Pferde …