checkAd

     2381  0 Kommentare Walzen die Bullen jetzt alles platt? - Seite 2



    Im Gegensatz zu gleichgelagerten Ölmarktberichten in den Vorwochen reagierten die Finanzmärkte jetzt positiv, die Ölpreise stürzten förmlich ab, nachdem sie zuvor noch einmal ihre alten Hochs aufgesucht hatten. Wenn man hinter der Reaktion rationale Überlegungen sucht, dann ist es vielleicht die Annahme, dass die sukzessive Steigerung der Rohölvorräte das Ende der Knappheit bei den Destillaten –und vor allem beim nachgelagerten Heizöl- absehbar macht. In den USA fehlen seit Jahr und Tag Raffineriekapazitäten, so dass sich Effekte wie irgendwelche Stürme zwar kurzfristig gravierend bemerkbar machen. So lange aber die Vorräte auf hohem Niveau sind, bleibt die Hoffnung, dass Engpässe nur vorrübergehender Natur sind.

    Was folgte, war eine kohärente Reaktion der Finanzmärkte als Ganzes, wie ich sie in den zurückliegenden Kommentaren mehrfach angerissen hatte. Eine Short-Squeeze trieb die Aktien-Bären aus ihren Positionen, Bond-Holder verabschiedeten sich in Scharen von ihren Schuldscheinen, der Dollar erstarkte, die Renditen am langen Ende stiegen, die Zinsstruktur veränderte sich schlagartig. Die Antikorrelation von Aktien und Anleihen war gestern wie schon in den vergangenen Tagen zeitlich sehr engmaschig zu beobachten.

    Man kann sich darüber streiten, ob jetzt aus dem Ölpreis heiße Spekulationsluft entweicht und diese jetzt etwa in Aktien strömt. Natürlich ist der Ölpreis auch durch Spekulation getrieben. Ich bin aber vorsichtig bei der Abschätzung des Ausmaßes. Fundamentale Parameter im Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage dürften im Ölmarkt mittlerweile klar den Ton angeben und dafür sorgen, dass wir hier jetzt zwar einen raschen Fall, dann aber auch wieder eine baldige Steigerung der Preise sehen. Wie lange das noch so weitergeht, steht erst einmal dahin. Unzweifelhaft verstärkt ein hoher Ölpreis die rezessiven Tendenzen in der Weltwirtschaft. Erst wenn die sich voll ausprägen, dürfte ein Ölpreissturz etwas länger Bestand haben.

    Man kann sich auch trefflich darüber streiten, ob ein von Nachrichten getriebener Markt wirklich stark sein kann, oder ob wirkliche Stärke nicht eher entsprechende Nachrichten treibt. In diesem Sinne wäre aktuell wohl nicht von einem wirklich starken Aktienmarkt auszugehen. Tatsache ist aber, dass es mit dem gestrigen Schub eher unwahrscheinlich ist, dass die Märkte gleich wieder umfallen. Wie lange die Bullen jedoch das Zepter schwingen dürfen, steht noch dahin.
    Seite 2 von 5




    Klaus Singer
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Das Buch von Robert Rethfeld und Klaus Singer: Weltsichten - Weitsichten. Ein Ausblick in die Zukunft der Weltwirtschaft.
    Mehr anzeigen
    Verfasst von Klaus Singer
    Walzen die Bullen jetzt alles platt? - Seite 2 Mit einem gewaltigen Satz meldeten sich die Bullen gestern zurück. Angetrieben durch einen günstig interpretierten Ölmarktbericht zogen insbesondere Technologieaktien die amerikanischen Aktienmärkte, und mit ihnen auch die europäischen. Dabei …