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     2878  0 Kommentare Kaufen im November

    Remember, remember the fifth of November... An dieses alte Gedicht musste ich neulich wieder denken, als ich in London auf dem Parliament Hill stand, auf dem der Verschwörer Guy Fawkes den Brand des Parlaments beobachtet hat, den er selbst gelegt hat ...

    Ob wir uns an der Börse auch an den November erinnern werden? Im Frühling nächsten Jahres beispielsweise. Remember, remember – what you bought in November ...

    Ich sehe eigentlich nur einen einzigen Faktor, der jetzt einer Winter- und Weihnachtsrallye an den Märkten entgegen stehen könnte. Und das ist die Tatsache, dass alle daran denken. Und wenn alle das Gleiche denken, passiert oft genau das Gegenteil davon. Doch erst geht es meistens in die andere Richtung – und nicht in die geglaubte. Doch was hat man denn nun geglaubt, wenn man selbst eine Rallye erwartet, aber auch weiß, dass alle das tun?

    Je eindeutiger der Glaube, desto uneindeutiger wird er. Wenn alles klar ist, ist letztlich gar nichts klar. Und so ist es immer – außer manchmal. Worauf man natürlich selbst wieder niemals vertrauen kann. Denn worauf man vertraut, dessen Vertrauen ist bereits verloren.

    Am besten kauft man also, wenn alles richtig schlecht aussieht. Wenn sich nichts herauskristallisiert. Doch manchmal muss man auch dann mit dem Zug fahren, wenn dieser schon gut besetzt ist. Es wird ja nicht jeden Tag ein Selbstmörder sein Auto am Bahnübergang auf die Gleise stellen.

    berndniquet@t-online.de


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Kaufen im November Remember, remember the fifth of November... An dieses alte Gedicht musste ich neulich wieder denken, als ich in London auf dem Parliament Hill stand, auf dem der Verschwörer Guy Fawkes den Brand des Parlaments beobachtet hat, den er selbst gelegt …