Margenstarke Cashcow
Adobe-Aktie – Na geht doch!
Wenn ein Outperformer eine Kurskorrektur von 30 Prozent hinlegt, sollte man hellhörig werden. Denn fundamental derart starke Titel gibt es nur in den seltensten Fällen rabattiert. Wie es jetzt um die Bewertung steht.
Adobe ist ein US-amerikanisches Softwarehaus, bekannt durch den Adobe Acrobat Reader (PDF), das Bildbearbeitungsprogramm Photoshop sowie das Videoschnittprogramm Premiere. Der Marktführer ist für Fundamentalanalyst Christof von Wenzl, der zweimal pro Woche spannende Aktien für Cashkurs.com analysiert, bereits auf aktuellem Niveau einen Blick wert. Auch wenn die Bewertung durchaus sportlich daherkommt…
Geschäftsmodell und Absatzmärkte
Für die meisten Softwarelösungen, die Adobe bietet, gäbe es zwar Alternativangebote. Nach wie vor stellen diese Programme aber den Industriestandard dar, werden von den meisten Kreativschaffenden genutzt und sorgen somit für einen enormen Burggraben.
Entstanden ist Adobe durch die einfache, jedoch geniale Idee der einheitlichen Seitenbeschreibungssprache PostScript, dem Vorläufer der ebenfalls durch Adobe entwickelten PDFs.
Adobe-Aktie und Bewertung im Fokus
Die wichtige 520-Dollar-Unterstützung wurde gebrochen. Die 100-Wochen-Linie (lila) bietet derzeit noch Halt. [Hier ist der Chart im Artikel zu sehen] Nun muss Adobe schnell wieder über 565 Dollar ansteigen. Andernfalls droht ein Rückgang bis in den Bereich zwischen 440 Dollar und der 200-Wochen-Linie bei 410 Dollar.
Wenn ein Outperformer eine Kurskorrektur von 30 Prozent hinlegt, sollte man hellhörig werden. Denn fundamental derart starke Titel gibt es nur in den seltensten Fällen rabattiert im Angebot.
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Wobei, so wirklich günstig ist die Aktie auch nach der deutlichen Korrektur noch immer nicht. Auch nach dem Rücksetzer ist der Titel mit einem P/FCF (Kurs-Freier-Cashflow-Verhältnis) von 32 weit davon entfernt, als Schnäppchen bezeichnet zu werden.
Allerdings verfügt Adobe über derart viele wünschenswerte Qualitäten, dass die Aktie historisch stets mit einem ordentlichen Bewertungsaufschlag taxiert wurde. Dank der Korrektur befindet sich der Titel inzwischen wieder in der Nähe seines langfristigen Bewertungsschnitts.
Falls sich die Korrektur noch weiter fortsetzen sollte, soll es uns auch recht sein. Für einen initialen Einstieg ist der Titel rein fundamental bereits reif.
Bilanz und Verschuldung
Adobe war in der Vergangenheit meist nettoschuldenfrei. Währenddessen baut man auch fortlaufend das Eigenkapitalpolster auf. Kritiker mögen hier monieren, dass das Eigenkapital zu einem großen Teil durch Goodwill gespeist wird, welcher bei Übernahmen entsteht.
Allerdings hat man über die Jahre bewiesen, bei den Zukäufen Augenmaß zu halten. Übermäßige Abschreibungen sind also nicht zu erwarten.
Seitdem Adobe auf die Abo-Struktur zählt, ziehen auch die Margen deutlich an. Zudem hat man dadurch, dass man gleich mit mehreren Programmen einen Industriestandard begründet hat, die Macht, die Preise problemlos erhöhen zu können. Das macht Adobe ein Stück weit auch zu einer Inflations-Absicherung.
Konkurrenz
Es gibt zwar eine Vielzahl von Konkurrenzprodukten, aber gleich mehre Adobe-Produkte sind in der kreativen Welt so weit verbreitet, dass es eine unüberwindbare Hürde wäre, diese zu ersetzen. Hierbei spricht man im Allgemeinen von Netzwerkeffekten.
Ein weiterer für die Schaffung eines Burggrabens erforderlicher Umstand sind möglichst hohe ‚Switching-Kosten‘. Beispiel Photoshop: Weil so gut wie jeder Kreativschaffende das Programm nutzt, ist man als Werbeagentur oder Verlag dazu gezwungen, ebenfalls Photoshop zu nutzen. Das Umlernen der Belegschaft auf ein alternatives Programm, nur um sich ein paar Euro an Abogebühren zu sparen, würde ökonomisch einfach keinen Sinn machen.
Ausblick – wie geht es weiter bei Adobe?
Alles begann mit Interpress bzw. PostScript, dem Urvater des PDF. Seitdem hat Adobe immer wieder erfolgreich neue Produkte auf den Markt gebracht. Über Substitution sollten wir uns bei diesem Konzern also keine Sorgen machen. Das Thema Lieferanten birgt hier ebenso wenig negatives Potenzial.
Der Marktführer Adobe ist bereits auf aktuellem Niveau einen Blick wert und erst recht, wenn die Aktie weiterhin an Boden verliert. Dann würde es die fundamentale Qualität von Adobe tatsächlich auch zum Vorzugspreis geben.
(Bildrechte: Cashkurs.com – eigene Darstellung)
Hinweis:
Hierbei handelt es sich um keine Anlageempfehlung oder Anlageberatung!
Dieser Artikel erschien zuerst auf Dirk Müllers Cashkurs.com und wurde von Christof von Wenzl verfasst. Dort finden Sie die ungekürzte Version inklusive anschaulicher Grafiken, Charts und weiteren Kapiteln zu Wachstum und Risiken: Ist Adobe Opfer des eigenen Erfolgs? Und was macht die Konkurrenz?