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    Silizium  3049  0 Kommentare Batterie-Branche: Altech entwickelt neue Technologie mit Silizium

    Wie Altech zukünftig die Batterie-Branche revolutionieren will, erklärt Uwe Ahrens, Vorstand der Altech Advances Materials, im Interview. Exklusiv.

    Die Leistung von Batterien soll gesteigert werden. Altech entwickelt eine Beschichtungstechnologie für eine längere Lebensdauer der Energieträger. Das Testwerk - in Zukunft der Produktionsstandort - in Schwarze Pumpe wird gerade gebaut. Und die Machbarkeitsstudie lieferte dem Unternehmen vielversprechende Ergebnisse. Uwe Ahrens, Vorstand der Altech Advances Materials, im wallstreet:online-Interview:

    wallstreet:online: Altech möchte mit seiner speziellen Beschichtungstechnologie ein neues Zeitalter in der Batterie-Branche einläuten. Was macht Altech besser als die Konkurrenz?

    Uwe Ahrens: Wir haben eine Methode entwickelt, die es uns erlaubt, im industriellen Standard kostengünstig und mit hoher Qualität Anodenmaterial einer Batterie mit hochreinem Aluminiumoxid im Nanometerbereich zu beschichten. Üblicherweise besteht die Anode aus Graphit. Durch die Beschichtung der Graphitanode mit hochreinem Aluminiumoxid kann die Leistungsfähigkeit und Lebensdauer der Batterie erhöht werden, wie wir bereits in unseren Labortests bei Altech nachgewiesen haben. Bei einer Graphitanode erreichen wir eine Leistungssteigerung von mehr als zehn Prozent und eine Verlängerung der Lebensdauer von rund 30 Prozent.

    Aktuell versucht die Lithium-Ionen Batterieindustrie Silizium der Graphitanode beizumischen. Denn Silizium hat eine zehnfache höhere Energiespeicherkapazität gegenüber Graphit. Bisher konnte jedoch Silizium in kommerziellen Lithium-Ionen-Batterien nicht verwendet werden, da sich Siliziumpartikel während des Batterieladevorgangs um bis zu 300 Prozent aufblähen. Das führt zum Teilversagen der Batterie. Gleichzeitig setzen sich Lithium-Ionen an der Anode als Trennschicht fest und sind somit deaktiviert, stehen also nicht mehr für den Energiefluss zur Verfügung. Das passiert zwar auch bei reinen Graphitanoden, aber bei siliziumhaltigen Anoden ist dieser negative Effekt viel stärker und führt zu einem Anfangsverlust von bis zu 50 Prozent der theoretischen Batterieleistung. Diese Nebenwirkungen machten bisher die potentiellen Vorteile durch die Beimischung von Silizium zunichte.

    Altech hat es geschafft, Silizium-Graphit-Verbundmaterial im Nanometerbereich zu beschichten und damit die beschriebenen Probleme weitgehend zu überwinden. Dieses Material soll unter dem Markennamen Silumina Anodes vermarktet werden. Mit unseren Silumina Anodes haben wir im Labor bereits mit zehn Prozent Siliziumanteil eine 30 prozentige Leistungssteigerung und eine ebenso stark verlängerte Haltbarkeit der Batterie erreicht. Das ist unserer Meinung nach ein potentieller Game Changer für die Elektroautomobilindustrie, insbesondere wenn der Siliziumanteil weiter erhöht werden kann. Und genau daran arbeiten wir gerade.

    wallstreet:online: Vor kurzem hat Altech eine vorbereitende Wirtschaftlichkeitsstudie vorgestellt. Wie zufrieden sind Sie mit den Ergebnissen?

    Uwe Ahrens: Die Ergebnisse der vorbereitenden Wirtschaftlichkeitsstudie sind sehr ermutigend. Zeigt sie doch unter anderem, dass der Bau eines Produktionswerkes wirtschaftlich sehr attraktiv ist. Die geplante Anlage hat eine Kapazität von rund 10.000 Tonnen Silumina Anodes pro Jahr. Aufgrund des massiven Aufbaus von Batteriekapazitäten in Europa und den Vorteilen unseres Verbundanodenmaterials haben wir keine Sorgen, was die Abnahme angeht.

    Basierend auf der geplanten Kapazität gehen wir von einem jährlichen Umsatz bei voller Auslastung der Produktion von rund 153 Millionen Euro pro Jahr aus, bei Gesamtproduktionskosten gemäß Studie von rund 101 Millionen Euro. Das EBITDA wird damit auf zirka 52 Millionen Euro taxiert. Dies entspricht einer EBITDA-Marge auf Basis der vorliegenden Berechnungen von etwa 34 Prozent. Realisieren werden wir das Projekt in dem Gemeinschaftsunternehmen Altech Industries Germany GmbH (AIG) am Standort Industriepark Schwarze Pumpe, an dem Altech Advanced Materials 25 Prozent hält. Wir haben mit der AIG bereits das Grundstück für das Produktionswerk gekauft und sind sofort in die weitere Detailplanung eingestiegen.

    wallstreet:online: Der Grundstein für eine erste Produktion in Schwarze Pumpe ist bereits gelegt. Wann möchte Altech die ersten Kunden beliefern?

    Uwe Ahrens: Wir bauen derzeit eine erste Testanlage neben dem geplanten Produktionswerk auf. Dort wollen wir ab Ende des Jahres erste Chargen produzieren. Aktuell planen wir zirka 120 Kilogramm von Silumina Anodes herzustellen. Das Anodenmaterial werden wir Batterie- bzw. Autoherstellern zu Testzwecken zur Verfügung stellen um so eine möglichst frühe Zertifizierung unseres Produktes zu erreichen. Bis die ersten Batterien beispielsweise in PKW verbaut werden, wird es noch eine Weile dauern. Gegebenenfalls kann es aber schon Anwendungen in kürzerer Zeit in anderen Anwendungsfeldern geben, die nicht mit der Personenbeförderung in Verbindung stehen und somit eine kürzere Qualifizierungsphase haben.

    wallstreet:online: In welcher Größenordnung planen Sie die Technologie einzusetzen? Welche Branchen werden Sie beliefern?

    Uwe Ahrens: Wir haben es bei unserem Material mit einer Drop-in-Technologie zu tun. Silumina Anodes wird einfach gegen das konventionelle Anodenmaterial getauscht, ohne den Aufbau einer Lithium-Ionen-Batterie grundsätzlich zu verändern. Der Einsatz ist also völlig unspezifisch von der Anwendung. Aber natürlich zielt unser Material auf die Branchen ab, die das meiste Material verbrauchen und wo der Nutzen für Verbraucher und die Umwelt am größten ist und das ist unter anderem der Mobilitätssektor. Aktuell entstehen riesige Batteriekapazitäten in Europa, um die kommende Nachfrage aus der E-Mobilität bedienen zu können. Da kommen wir gerade zur rechten Zeit und sind am richtigen Ort. Unser Impact kann enorm sein und nicht nur die nötige Effizienzsteigerung darstellen, die E-Autos leichter, günstiger und effizienter macht, sondern auch die europäische Industrie unabhängig machen von asiatischen Lieferanten.

    wallstreet:online: Weltweit sorgen sich viele Unternehmen um die Knappheit von Rohstoffen. Wie sehr betrifft das Altech?

    Uwe Ahrens: Wir haben technische Kooperationen mit den beiden für uns wichtigsten Rohstofflieferanten hier in Europa abgeschlossen. Unser Partner für Graphit ist die SGL Carbon. Das Silizium erhalten wir von Ferroglobe. Damit haben wir kurze Lieferketten aus Europa heraus und können den europäischen Markt bedienen.

    wallstreet:online: Was macht die Altech-Aktie für Anleger interessant?

    Uwe Ahrens: Das Marktpotential ist so groß, weil die Produktionskapazitäten für Batterien massiv in Europa ausgebaut werden. Nach Expertenschätzungen belaufen sich die bereits im Bau befindlichen Produktionskapazitäten für Lithium-Ionen-Batteriezellen in Europa bis 2030 auf 600 Gigawattstunden jährlich. Das bedeutet, dass der Bedarf an Anodenmaterial allein in Europa bis dahin auf etwa 600.000 Tonnen pro Jahr steigen wird. Das ist unser Markt. Nächster Schritt ist die Testproduktion, dann der Abschluss der detaillierten Wirtschaftlichkeitsstudie, auf die dann der Bau des Produktionswerkes mit allen Zulassungen zeitnah folgen soll. Ein Investment in Altech ist deshalb mehr eine Venture-Finanzierung mit einem anderen Chancen-/Risikoprofil als eine klassische Aktienanlage in ein etabliertes Unternehmen.

    wallstreet:online: Herr Ahrens, vielen Dank für das Interview.

    Die Fragen stellte Laura Ehrhardt, wallstreet:online Zentralredaktion





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