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     121  0 Kommentare Erfolg für Wissing / Das Auto der Zukunft bleibt technologieoffen - gut so / Leitartikel von Christian Kerl

    Berlin (ots) - Der Verbrennermotor in neuen Autos wird in Europa im nächsten
    Jahrzehnt wohl doch nicht komplett verboten. Zwar darf ab 2035 kein neu
    zugelassenes Auto mehr mit Benzin oder Diesel fahren - tankt es ausschließlich
    klimaneutrale E-Fuels, soll eine Zulassung aber möglich sein. Ob es wirklich so
    kommt, ist auch nach der Einigung zwischen Bundesregierung und EU-Kommission
    noch nicht verlässlich klar. Und wie viele Fahrzeuge es betreffen würde, ob
    diese Technologie mehr wäre als eine Nische für Luxus-Autos, ist erst recht
    ungewiss.

    Aber Verkehrsminister Wissing ist es immerhin gelungen, die Chancen für eine
    solche Technologieoffenheit sehr deutlich zu erhöhen. Gut so. E-Fuels erzeugen
    zwar beim Verbrennen Kohlendioxid, wegen der CO2-Absorption bei der Herstellung
    sind sie aber klimaneutral. Sicher, nach jetzigem Stand sind die synthetischen
    Kraftstoffe keine breite Alternative zum Elektroantrieb: Ihre Klimabilanz ist
    bisher ungünstiger als die der Stromer, die Herstellung ist energieaufwendig,
    sie bleiben wohl knapp und für den Durchschnitts-Autofahrer zu teuer. Aber
    niemand weiß, wie die technologische Entwicklung in den nächsten Jahren
    verläuft. Es gibt deshalb keinen Grund, die langfristige Nutzung von E-Fuels
    durch ein De-Facto-Verbot von Verbrennermotoren politisch zu blockieren.

    Das war ein Webfehler in dem EU-Gesetz, das die Bundesregierung mit ihrem Veto
    in letzter Minute aufgehalten hat. Wissing muss sich vorwerfen lassen, das
    Problem nicht schon während der Gesetzesverhandlungen ausgeräumt zu haben. Er
    hat sich stattdessen mit einem vagen, rechtlich unverbindlichen Prüfauftrag an
    die EU-Kommission abspeisen lassen. Der Auftrag war wertlos, was viele Experten
    von Anfang an entweder mit Hohn oder Kopfschütteln an die Adresse Berlins
    quittierten.

    Die Kommission hatte sich klar gegen E-Fuel-Autos positioniert und aus ihrem
    Unwillen gegen die verlangte Technologieoffenheit gar keinen Hehl gemacht. Ein
    fairer Umgang mit den Bedenken aus dem großen Mitgliedsland Deutschland, dessen
    wirtschaftliche Zukunft auch vom weiteren Erfolg der Autoindustrie abhängt, war
    das nicht. Wer jetzt über den Vertrauensverlust klagt, den die deutsche
    Last-Minute-Blockade in einigen EU-Ländern angerichtet hat, sollte sich daher
    besser an die Kommissionspräsidentin und ihr Team wenden. Der politische
    Flurschaden in Brüssel, den das ungewöhnlich späte Veto Berlins angerichtet hat,
    ist ärgerlich, aber im Ausnahmefall tragbar.

    Allerdings: Weil das zu Grunde liegende Gesetz selbst nicht mehr zeitaufwendig
    geändert werden soll, bedarf es nun einiger rechtlicher Winkelzüge, um die
    Zukunft für E-Fuels zu sichern. Das hat seine Tücken. Dass das EU-Parlament
    mitspielt, ist nicht garantiert. Wie belastbar das von Wissing erzielte
    Verhandlungsergebnis wirklich ist, wird sich erst später herausstellen. Aber der
    Minister hat verhindert, dass von der Leyens Kommission auf Zeit spielt, ohne
    sich um eine Lösung zu kümmern. Die Behörde muss sich nun redlich bemühen,
    E-Fuels bei den Zulassungs-Vorschriften eine Chance zu geben - alles andere wäre
    ein offener Affront gegen die Bundesregierung.

    Ob daraus jemals ein Durchbruch für E-Fuels-Autos wird? Eher unwahrscheinlich.
    Mindestens ungewiss. Aber das zu entscheiden, ist nicht Sache der Politik. Wenn
    die Tür für technologischen Fortschritt überhaupt offen bleibt, ist das ein
    Erfolg. Wissing hat erreicht, was jetzt noch zu erreichen war.

    Pressekontakt:

    BERLINER MORGENPOST

    Telefon: 030/887277 - 878
    bmcvd@morgenpost.de

    Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/53614/5472443
    OTS: BERLINER MORGENPOST


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