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    Mut oder Missgriff?  417  0 Kommentare EZB-Leitzinserhöhung auf 4,5 Prozent: Ein riskantes Spiel in angespannten Zeiten

    Die EZB erhöht den Leitzins auf 4,5 Prozent inmitten einer Wirtschaftskrise, um Inflation zu bekämpfen. Doch Sparer verlieren weiterhin real durch niedrige Bankzinsen. Kryptowährungen als Alternative?

    Für Sie zusammengefasst
    • EZB erhöht Leitzins auf 4,5% trotz Wirtschaftskrise zur Bekämpfung der Inflation.
    • Sparer verlieren weiterhin durch niedrige Bankzinsen.
    • Kryptowährungen als Alternative zu traditionellen Sparformen.

    In Zeiten, in denen Deutschland und Europa unter einer Wirtschaftskrise leiden, hat die Europäische Zentralbank (EZB) beschlossen, den Leitzins auf 4,5 Prozent zu erhöhen – ein mutiger Schritt, um die Inflation in Schach zu halten, der jedoch erhebliche wirtschaftliche Risiken birgt.

    Die anhaltende Inflation in der Eurozone hat viele Bürger geschockt, vor allem jene, die Zeuge werden, wie ihre Ersparnisse durch stetig steigende Preise erodiert werden. Die EZB steht ohne Frage vor der monumentalen Aufgabe, Preisstabilität sicherzustellen und gleichzeitig die wirtschaftliche Erholung nicht zu gefährden.

    Aber ist eine Zinserhöhung wirklich die richtige Maßnahme in einer Phase der Rezession? Historisch gesehen könnten solche Aktionen die wirtschaftliche Erholung abbremsen, die Kreditvergabe einschränken und Unternehmen sowie Haushalte belasten. Zudem müssen die Staaten nach der Pandemie und wegen des Krieges ihre Haushalte konsolidieren, was einer zusätzlichen Belastung gleichkommt. Teilweise wird der Eindruck erweckt, dass Politiker und Wirtschaftsführer ein wenig im Nebel herumstochern.

    Ein weiteres, oft übersehenes Problem: Trotz des Anstiegs des Leitzinses liegen die Zinsen für Tagesgeld- und Sparkonten bei vielen Banken immer noch weit unter 4,5 Prozent. Das bedeutet, dass Sparer weiterhin real Geld verlieren, wenn die Inflation diese Renditen übersteigt. Dass die Sparer dies nicht jederzeit bemerken, ist auf die glückliche Fügung der ''Geldillusion'' zurückzuführen. ''Geldillusion'' ist die Fehlwahrnehmung von Menschen, dass der nominale Wert von Geld konstant ist, obwohl sein realer Wert durch Inflation über die Zeit sinkt.

    In diesem Zusammenhang wird die Aufmerksamkeit auch auf alternative Anlagemöglichkeiten wie Kryptowährungen gelenkt. Während traditionelle Sparformen durch Inflation und niedrige Zinssätze belastet werden, suchen einige Anleger nach Möglichkeiten, ihr Vermögen in dezentralen Währungen zu parken. Dies mag zwar Risiken bergen, doch in einer Welt, in der traditionelle Finanzsysteme scheinbar keine zufriedenstellenden Lösungen bieten, erscheint der Aufstieg von Krypto als natürliche Reaktion. Aber bei Krypto sehen wir die letzten Wochen ebenfalls Schwächetendenzen, die diese Alternative teilweise schwer vermittelbar macht. Was tun? Offenbar führt an einer Erosion des realen Sparvermögens kein einfacher Weg vorbei – was letztendlich immer die Konsequenz von Inflation ist. Viele Ökonomen haben sich hierüber schon die Köpfe zerbrochen, ohne dass ein überzeugendes Konzept dargelegt werden konnte.

    Autor: Doktor Harald Meisner




    Dr. Harald Meisner
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    Dr. Harald Meisner ist ehemaliger Professor und heutiger Lehrbeauftragter für Finanzwirtschaft an der Rheinischen Fachhochschule in Köln. Sein Forschungs- und Interessenschwerpunkt liegt seit 2004 im Themengebiet „Finanzwirtschaft in der Internetökonomie“*; so lautet auch das zuletzt von ihm im Springer-Verlag erschienene Buch*. Prof. Meisner betreibt den Blog blog.meisnerconsult.de, auf dem er sich zu Finanzinnovationen, Crowdinvesting , FinTechs und der Blockchain-Technologie im einzelwirtschaftlichen und gesamtwirtschaftlichen Kontext äußert.

    Prof. Meisner berät auch kleine und mittlere Unternehmen bezüglich alternativer Finanzierungsmöglichkeiten mit Hilfe seiner Firma MeisCon Hürth (meisnerconsult.de).

    *Werbelink

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    Verfasst von Dr. Harald Meisner

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