Cannabis-Aktie mit Zahlen
Canopy Growth erneut mit hohen Verlusten: Es geht ums nackte Überleben!
Das kanadische Cannabis-Unternehmen schreibt weiter tiefrote Zahlen. Ohne operative Wende droht dem Hanfanbieter schon in diesem Jahr das Geld auszugehen, der Kampf um Fortschritte ist jetzt ein Wettlauf gegen die Zeit.
- Canopy Growth schreibt weiter hohe Verluste
- Umsätze sinken, aber durch Divestment-Maßnahmen bedingt
- Geld wird knapp, EBIDTA-Positivität erst für 2024 prognostiziert
Nach Aurora Cannabis am Donnerstag, das Unternehmen fiel vor allem mit der Übernahmeankündigung eines strategischen Partners auf, hat mit Canopy Growth nun ein weiteres, kanadisches Hanf-Unternehmen seine Quartalszahlen präsentiert. Auch hier gibt es operative Fortschritte. Ob die für das Überleben des Unternehmens genügen, muss jedoch bezweifelt werden.
Horrende Verluste nur wenig verringert
Zwar fielen die Umsätze gegenüber dem Vorjahr um 7,5 Prozent auf 78,5 Millionen Kanadische Dollar, allerdings ist das die Folge von Divestment-Maßnahmen. Canopy Growth hatte sich in den vergangenen Monaten von einigen Teilen seiner Geschäfte getrennt. Um den Beteiligungsverkauf bereinigt kletterten die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent.
Wenngleich das Unternehmen Fortschritte vor allem bei der Profitabilität seines Geschäftsmodells gemacht hat, die Bruttomarge kletterte um 3.000 Basispunkte auf 36 Prozent, bleibt Canopy Growth defizitär: Im abgelaufenen Quartal wurde ein Verlust von 230,3 Millionen Kanadischen Dollar erzielt. Das entspricht einem Verlust von 2,78 Kanadischen Dollar pro Anteilsschein. Gegenüber dem Vorjahresquartal hat man damit rund 3,5 Millionen Kanadische Dollar weniger Verlust eingefahren.
Langsam wird das Geld knapp
Für 2024 hat das Management auf bereinigter Basis ein positives EBIDTA prognostiziert. Das ist auch dringend nötig, denn andernfalls geht dem Unternehmen ohne Kapitalmaßnahmen das Geld aus: Aktuell verfügt Canopy Growth noch über liquide Mittel in Höhe von 186 Millionen nach 773 Millionen Kanadischen Dollar im Jahr zuvor.
Immerhin wurde ein Teil des dem Unternehmen zur Verfügung stehenden Cashs in die Tilgung von Schulden gesteckt, so konnten die langfristigen Verbindlichkeiten von 750 Millionen auf 521 Millionen Kanadischen Dollar reduziert werden.
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Wohin die Reise für die Aktie am Freitag gehen wird, ist angesichts geringer Handelsumsätze in der Vorbörse noch nicht zu entscheiden. Nach einem kurzen Kursanstieg um etwa ein Prozent drehte die Aktie ins Minus und verharrt dort mit Abgaben von 1,5 Prozent. Am Optionsmarkt war vorab eine Kursbewegung von 12,3 Prozent eingepreist. Für Action sollte vor dem Wochenende also gesorgt sein.
Allzu große Hoffnungen sollten sich in der Aktie long investierte Anleger allerdings nicht machen: Von den letzten sechs Kursreaktionen waren vier negativ, davon zwei mit deutlich zweistelligen Verlusten. Die einzigen beiden positiven Reaktionen waren ein Anstieg um 0,3 Prozent sowie Zugewinne von 1,6 Prozent. Selbst wenn die Aktie ihre Verlustserie heute beenden sollte, kann mit Blick auf den langfristigen Kursverlauf von einem Investment nur abraten.
Fazit: Am Ende werden nur wenige überleben
Obwohl sich Canopy Growth von einem Teil seiner Geschäfte getrennt und operative Verbesserungen erzielt hat, hat das Unternehmen noch immer einen Verlust von über 200 Millionen Kanadischen Dollar eingefahren. Gegenüber dem Vorjahr konnte die Ertragslage nur geringfügig verbessert werden.
Zwar gelobt das Unternehmen, in diesem Jahr EBIDTA-positiv zu werden, wie das allerdings gelingen soll, bleibt mit Blick auf die Übersättigung der Branche fraglich – nach der Cannabis-Legalisierung in Kanada und einigen US-Bundesstaaten hat sich der Bedarf bei Weitem nicht so entwickelt wie prognostiziert. Selbst eine weitere Legalisierung birgt kaum Chancen für das Branchenwachstum, von dem ursprünglich ausgegangen wurde – am Ende dürften daher nur die wenigsten aktuell aktiven Unternehmen überleben.
Ob Canopy Growth dazugehört, muss angesichts der zunehmend schwierigen Finanzlage bezweifelt werden. Es dürften bald Kapitalmaßnahmen wie die Ausgabe neuer Aktien – und damit verbunden die Verwässerung der Aktionärsstruktur – fällig werden. Wer als Anleger unbedingt in die Cannabis-Branche investieren möchte, sollte das bei Tilray tun: Hier ist man der Profitabilität am Nächsten.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Zentralredaktion
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