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    Migration in Deutschland  3957  0 Kommentare Wohlstandsgarant oder Minusgeschäft?

    Migration spaltet Deutschland im Wahljahr 2024: Schlüssel zur Zukunft oder finanzielle Belastung? Wohlstand, demografischer Wandel und soziale Folgen dominieren die Debatten.

    Für die einen ist sie ein finanzielles Verlustgeschäft, für die anderen angesichts des demografischen Wandels schlicht unabdingbar und eine wichtige Investition in die Zukunft. Im Superwahljahr 2024 wird in Deutschland intensiv um den richtigen Weg in der Migrationspolitik gerungen.

    Der bekannte Serienunternehmer Christian Schröder hält indes mehr Wohlstand auch bei schrumpfender Bevölkerung für möglich.

    Rekordmigration im Superwahljahr 2024

    Von den ostdeutschen Bundesländern bis zur EU-Ebene: Überall, wo dieses Jahr Wahlen anstehen, findet sich das Thema Migration weit oben auf der politischen Agenda. Denn seit dem Jahr 2020 nehmen die Zuwanderungszahlen hierzulande wieder deutlich an Fahrt auf. Erst im letzten Jahr erreichten sie nach Daten des statistischen Bundesamts mit 2,7 Millionen Menschen ein neues Rekordniveau. Kaum ein Thema scheint die Gesellschaft dieser Tage mehr zu polarisieren. „Der Hauptgrund, warum Migration politisch so stark gepushed wird, ist, dass Politiker an Wachstum des Bruttoinlandsprodukts gemessen werden“, meint Schröder. Die Rechnung: Bleibt das BIP pro Kopf bei steigender Zuwanderung konstant, legt auch die Gesamtwirtschaftsleistung zu. Der Gründer von 10x Value Partners und Investor der bekannten Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet hält das jedoch für wenig effizient: „Das ist wie auf das Brutto-Umsatzvolumen zu schauen, ohne die Gewinn-Bilanz der einzelnen Wareneinheit zu beachten.“ Ist die aktuelle Migrationspolitik also ein Minusgeschäft?

    Staatskassen sanieren über Zuwanderung?

    Neu entfacht hat diese Debatte die jüngste Studie der Stiftung Marktwirtschaft um Ihren Vorsitzenden Bernd Raffelhüschen zur fiskalischen Bilanz von Zuwanderung. Darin konstatiert der Ökonomie-Professor, dass auch eine verstärkte Migration kaum ausreiche, um die Finanzierungslücke im Staatshaushalt in den kommenden Jahren zu schließen.   "Der Sozialstaat in seiner jetzigen Form ist auf Dauer weder für die in Deutschland lebende Bevölkerung noch für Zuwanderer bezahlbar“, warnt er und fordert vor allem Maßnahmen, um die Arbeitsmigration gut ausgebildeter Fachkräfte zu forcieren. Kurz: Zuwanderung dürfte demnach zumindest in ihrer jetzigen Form nicht der Weg sein, um die Staatskassen zu sanieren und die Unwucht des demografischen Wandels für die Sozialsysteme aufzufangen. „Stattdessen sollte man die Migration temporär begrenzen, um einen besseren Prozess für die Integration zu entwicklen und danach aggressiv hochzuskalieren“, plädiert auch Schröder und verweist auf Obergrenzen wie sie etwa früher für Visa in den USA golten.

     


    ©
    Christian Schröder

    Deutsche Migrationspolitik: „Wie ein Start-Up ohne Product Market Fit“

    Dem Status Quo in Deutschland kann der international investierte Financier Schröder dagegen nicht viel abgewinnen. Den aktuellen Kurs in der Migrationspolitik hierzulande vergleicht er mit dem eines Start-Ups, „das ohne skalierbare Prozesse und Product Market Fit versucht, in 20 Märkte gleichzeitig zu skalieren.“ Aus unternehmerischer Perspektive ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Damit hinterfragt er auch das Credo von der Alternativlosigkeit der Zuwanderung für die deutsche Wirtschaft. „Solange man Produktivitätsgewinne durch Innovation hinbekommt, kann man den Wohlstand auch in einer schrumpfenden Bevölkerung steigern“, ist er überzeugt.

    Wohlstand steigern trotz schrumpfender Bevölkerung?

    Denn eine Neuausrichtung in der Einwanderungspolitik allein dürfte nicht das Allheilmittel sein, um mit Folgen des demografischen Wandels wie etwa dem Fachkräftemangel umzugehen. Der Internationale Währungsfonds schätzt, dass in den Industrieländern bis zu 60% der Jobs auf Grund von KI-Innovationen vor großen Veränderungen stehen, darunter vor allem höher qualifizierte Tätigkeiten. Tech-Investor Schröder sieht in den technologische Innovationen die Chance für einen Produktivitätsschub und damit mehr Wohlstand trotz schrumpfender Bevölkerung. Statt traditioneller Entwicklungshilfe fordert er deshalb eine Investitionsoffensive in Zukunftstechnologien. „Von den 50 Milliarden Euro [die jährlich für Migration ausgegeben werden] könnte man jedes Jahr zehn neue Climeworks und zehn neue SAP-size Companies bauen, die den Klimawandel umkehren oder Innovationen vorantreiben, um damit die Lebensqualität der Menschen weltweit wiederherzustellen und zu verbessern. Gleichzeitig würde das unsere Wirtschaft auch zukunftsfähig machen und unser Ansehen in der Welt massiv verbessern“, erklärt Schröder. Studien wie jene des Kieler Instituts für Weltwirtschaft scheinen ihm Recht zu geben. Danach verringerten Entwicklungshilfeprojekte den Migrationsdruck  allenfalls kurzfristig, in besonders armen Regionen wie in der Sub-Sahara waren sie gänzlich ohne Effekt.

    Schröder: „Migration ist nicht sozial“

    Unabhängig von allen Rechenspielen zählt für Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) die Integration von Migrantinnen und Migranten in Arbeitsmarkt und Gesellschaft zu den klügsten Zukunftsinvestitionen, die Deutschland heute tätigen kann. Erst sie ermöglichten, etwa durch Pflegearbeit, dass viele hochqualifizierte Deutsche, ihre Leistungen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen könnten, argumentiert er. An anderer Stelle dürften die hohen Zuwanderungszahlen jedoch auch Probleme verschärfen. Etwa auf dem Wohnungsmarkt. „Migration führt zu einer Vermögensumverteilung von arm zu reich“, sagt Schröder und verweist darauf, dass nur 10% der Deutschen zwei Drittel des Wohnraums besitzen. Angesichts der geringen Bautätigkeit, prognostiziert er mit dem verstärkten Zuzug eine weiter steigende Nachfrage und damit auch weiterhin steigende Mieten auf dem unelastischen Wohnungsmarkt, wodurch die Vermögensverteilung noch ungleicher werden könnte.





    Seyit Binbir
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    Seyit Binbir ist Börsenexperte und Wegbereiter vieler Unternehmen im digitalen Sektor. Seine Erfahrungen und Analysen veröffentlicht er als Redakteur in verschiedenen Börsenpublikationen, damit auch andere von seiner Leidenschaft für Aktien profitieren.
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    Verfasst von Seyit Binbir
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