Ich bin der größte Spekulant der Welt
Yes!!!
Schon am Morgen stehe ich mit dem quälenden Gedanken im Kopf auf, ob ich nun nicht langsam die Aktien, die mich in den letzten Jahren reich gemacht haben, verkaufen und dafür in die Rohstoffe einsteigen soll, die ja keiner mehr so recht haben will heute. Der Abend dann wird vergnüglicher, jedenfalls am Anfang. Denn bei uns in der Stadt sind auf einem Empfang viele der Finanzgrößen dieser Welt anwesend.
Nur Warren Buffett hat sich entschuldigen lassen. Für ihn ist Charlie Munger gekommen. Ich drängele mich zu ihm durch, nenne ihm meinen Namen und sage: „Let me introduce myself to you. I am the biggest speculator in Europe and up to the middle east and the arabian deserts.” In diesem Moment wird Munger von hinten angestoßen, sagt “yes”, und ich antworte “yes” und gehe weiter.
In einer Ecke steht die Rohstofflegende Jim Rogers. Er hat seine irische Mutter als Begleitung mitgebracht. „Let me introduce myself to you”, sage ich zu ihm: “I am the biggest speculator in Europe and up to the middle east and the arabian deserts.” Er schaut mich verwundert an, sagt yes“, und ich antworte „yes“. Dann fragt er: “Oil?”
„No“, antworte ich, „I drink Weizenbier.“
„Did you do it with Fibonacci?“ fragt er weiter.
Wieder muss ich verneinen: „No, with Bernoulli?“
In diesem Moment schaltet sich jetzt seine alte Mutter lautstark ein. „Ah, and we have that wonderful mozzarella from Italy“, schwärmt sie.
„Thank you very much”, sage ich ihr direkt ins Ohr, “and have a nice evening.”
“You´re welcome”, antwortet sie und ich gehe weiter.
Hinter einem Rudel von Bodyguards erblicke ich unsere Kanzlerin, die es sich anscheinend nicht nehmen lässt, die Finanzgrößen dieser Welt selbst zu begrüßen. Mit viel Überredungskunst schaffe ich es, von den Bodyguards zu ihr vorgelassen zu werden. „Let me introduce myself to you”, sage ich zu ihr: “I am the biggest speculator in Europe and up to the middle east and the arabian deserts.” Sie sieht mich nur kurz an, sagt „yes“, und ich antworte „yes“, und dann bin ich auch schon wieder weg.
Die Selbstbestätigung, die ich an diesem Abend bekommen habe, tut mir sehr gut – persönlich wie beruflich. Beschwingt mache ich mich auf den Heimweg. Kurz bevor es in den Wald geht, verfängt sich leider mein Teddypullover, den ich mir um die Hüfte gebunden habe, in der Kette und wird dadurch hinab gezogen, so dass er das Rückrad blockiert und ich seitwärts mit meinem Fahrrad in den Jägerzaun schieße. Als mich anschließend die Feuerwehr mit der Kettensäge aus den Resten des Jägerzauns heraus sägt, zehre ich noch immer von den Erfolgserlebnissen dieses Abends. Doch eine dunkel drohende Frage zieht bereits wieder auf am Horizont und fängt mich an zu quälen, nämlich ob ich nun nicht langsam die Aktien, die mich in den letzten Jahren reich gemacht haben, verkaufen und dafür in die Rohstoffe einsteigen soll, die ja keiner mehr so recht haben will heute.