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     1891  0 Kommentare Mein schönstes Weihnachtserlebnis - Seite 4



    Jetzt mag der Einwand kommen, daß im Papiergeldsystem Kredite aufgenommen werden können, so daß sowohl die Autos, als auch das Flugzeug gekauft werden können. In diesem Fall entsteht neues Geld, das mit Zinsen belastet ist. Durch zukünftige Arbeit muß dann der Gegenwert des Flugzeugs verdient werden. Dies ist aber bei einem Goldstandard nicht anders. Auch bei einem Goldstandard können Kredite aufgenommen werden und so der aktuelle Konsum mit zukünftiger Arbeit bezahlt werden. Bei einem Goldstandard entsteht jedoch kein neues Geld, das durch Zinsen belastet ist. Bei einem Goldstandard wird Geld direkt oder indirekt über einen Bank von jemandem, der auf den aktuellen Konsum verzichtet, gegen eine Vergütung verliehen. Der Unterschied liegt also darin, daß bei einem Papiergeldsystem eine ganze Pyramide von Zinsen im Bankensystem mitgetragen und finanziert werden müssen, bei einem Goldstandard jedoch nur minimale Zinsen bezahlt werden müssen, da die Geldmenge nicht inflationär aufgebläht wird und den Banken nur eine Bearbeitungsgebühr für die Vermittlung der Kreditvereinbarungen zur Verfügung gestellt werden muß.“



    Antwort: Berlin, den 26. Dezember 2006.

    Mein lieber Herr Siegel,

    mit weihnachtlicher Freude bin ich die Wirtschaftswelt, die Sie in Ihrem „Goldmarkt“ zeichnen, eingetreten. Ja, welcher Romantiker könnte sich überschwängliche Luftsprünge versagen, wenn er doch nur eine geringe Chance hätte, in einer Welt leben zu können, in welcher der Wohlstand nur durch Fleiß und Arbeit entsteht und die Menschen nicht den Machenschaften der Geldlobby ausgeliefert sind und deren gigantischem Enteignungssystem für alle Ehrbaren und Aufrechten auf dieser Erde. Was für eine Anziehungskraft so etwas besitzt! Ich kann es gut nachempfinden. Und ach, wenn wir doch alle nur glücklich arbeitend und fleißig seiend genüsslich Bergkristalle gegeneinander tauschen könnten anstatt uns dem brutalen Kreditmechanismus und seiner Zinskeule unterwerfen zu müssen.

    Leider jedoch sitze ich in einer Denkfalle, schreiben Sie. Die Verankerung meiner Gedanken im aktuellen Papiergeldsystem ist so stark, dass ich die Alternativen nicht sehen kann. Und ich denke, da haben Sie Recht. Ich nenne das allerdings nicht „Sitzen in der Denkfalle“, sondern „Verankerung in der ökonomischen Theorie und Realität“. Es ist wirklich eine Tragik, doch ich muss für mich wohl akzeptieren, dass ich mich nach dem Eldorado zwar sehne, es aber nicht sehen kann.

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Mein schönstes Weihnachtserlebnis - Seite 4 Ein Buch mit sieben Siegeln Als ich am ersten Weihnachtsfeiertag den neuen „Goldmarkt“ von Martin Siegel zur Hand nahm, in dem sich Siegels neuer Diskussionsbeitrag befindet, trat ich völlig unverhofft ein in ein Wirtschafts-Wunderland. Und …