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     2272  0 Kommentare Der Spruch des Jahres


    Es ist nicht alles Gold, was glänzt

    Kann man eigentlich schon in den ersten Tagen eines Jahres den Spruch des Jahres küren? Wenn man, so wie ich, sich derzeit in Urlaub befindet und der Marktferne frönt, dann kann man es durchaus versuchen, denke ich. Zumal, wenn man einen Spruch wählt, bei dem man immer auf der richtigen Seite ist.

    Also: Was ist mein Spruch des Jahres 2008? Es ist nicht alles Gold, was glänzt!

    Und warum gerade dieser Spruch? Ich glaube, dass das Gold zu einem wichtigen Investmentthema des Jahres 2008 wird, wenn nicht vielleicht sogar zum wichtigsten. Denn eigentlich spricht derzeit alles für das Gold: Erstens ist die Realverzinsung leicht negativ, so dass man mit Zinsanlagen eine Realwertsicherung des Vermögens nicht gewährleisten kann. Zudem erwarten die Vermögensbesitzer einen Anstieg der Inflation und werden (selbst wenn sie sich dabei irren) versuchen, zumindest mit Teilen ihres Vermögens ins Gold zu flüchten. Drittens stellen sich die Marktentwicklung und die Marktechnik imposant dar. Und viertens kann man mit den Aktien momentan nun wirklich nicht genau wissen.

    Es ist also nicht alles Gold, was glänzt. Die anderen Assets könnten also deutlich hinter dem Gold zurück bleiben.

    Doch keine Sache, die man auch nicht anders herum denken kann: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Aber Gold glänzt doch eigentlich gar nicht besonders. Andere, viel unedlere Metalle glänzen nämlich weit mehr als das Gold. Und so könnte der Spruch dann auch einen noch ganz anderen, zweiten Sinn machen.

    Ich denke hier an das Rätsel des ältesten Buches über die Börse überhaupt, „Die Verwirrung der Verwirrungen“ von 1688. Dort dreht sich das ganze Geschehen um den Spruch „Essen kam von dem, der frisst; Süßes kam vom Grimmigen“ – um zu erraten, dass ein befürchteter Krieg der Börse gar nicht schadet, sondern sie eher beflügelt. Wenn also Süßes vom Grimmigen kommt und nicht alles Gold ist, was glänzt, Gold aber selbst gar nicht glänzt, dann kommt heraus ... – die Marktbewegung des Jahres 2008! Mit einer klaren und deutlichen Aussage, aber auch dem ganzen irritierenden Hin und Her!



    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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