Ende Geschlossener Fonds?
Vom Gleichmachen der Kapitalanlagen
„Den geschlossenen Fonds in seiner jetzigen Form wird es nicht mehr lange geben.“ Dieser Ansicht ist Johannes Nölke, Steuerberater und Partner in der Kanzlei und dort zuständig unter anderem für
die Betreuung von Fondsinitiatoren. Er begründet seine Skepsis mit dem aktuellen Entwurf des Vermögensanlagegesetzes, das eigentlich die Vertriebe von Finanzdienstleistungen regulieren will.
Durchgesickert sind nun aber auch Hinweise, die die gesamte Fondsbranche betreffen. Und zwar massiv. „Das Vermögensanlagegesetz nimmt die europäische AIFM-Richtlinie vorweg. Es wird immer
deutlicher, dass die Besonderheiten des geschlossenen Fonds niemanden interessieren“, so Nölke.
Die Kapitalanlagen sollen gleich gemacht werden. Fonds in der Rechtsform einer Kommanditgesellschaft haben dabei keinen Platz mehr. Daher geht Nölke davon aus, dass geschlossene Beteiligungen
künftig als KAG-Modelle initiiert werden. So ähnlich wie ein offener Fonds. Allerdings einer, bei dem die vorzeitige Rückgabe der Anteile nicht vorgesehen ist. Ein geschlossener, offener Fonds
also. Wobei so etwas bei der Mehrzahl der typischen offenen Fonds inzwischen auch die Regel ist. Aber das ist eine andere Geschichte.
Nachteil der regulierten KAG-Fonds sind höhere Kosten. Angebote mit einem Investitionsvolumen unter 20 Millionen Euro würden kaum noch lohnen. „Wir haben reduzierte Ausschüttungen von bis zu 0,5
Prozentpunkten errechnet“, so Nölke. „Steigen die Zinsen, wäre die Differenz zu den Erträgen aus einem Festgeld nicht mehr nennenswert. Und das bei gleich bleibendem, unternehmerischem Risiko der
Fonds.“
Weitere Konsequenz der geplanten Regulierung: In Halbjahresberichten müssen die Initiatoren darüber informieren, wie viel der Fonds und damit jeder einzelne Anteil aktuell wert ist. Das wird für
große Augen bei den Anlegern sorgen, denn in den ersten Jahren muss der Fondsanteil bei weichen Kosten von im Schnitt 20 Prozent des Eigenkapitals unweigerlich an Wert verlieren. Das dürfte
nicht unbedingt ein Anreiz sein, weitere Fonds zu zeichnen - auch wenn langfristig attraktive Gewinne wahrscheinlich sind.
Immerhin - die Börse lässt das alles kalt. Die Aktienkurse von MPC, HCI und Lloyd Fonds sind in den ersten Tagen des Jahres massiv gestiegen. „Das Umfeld für die Anbieter geschlossener Fonds hat
sich zuletzt stetig aufgehellt. Die Perspektiven sind angesichts des niedrigen Zinsniveaus gut“, kommentieren Analysten den Höhenflug.
Ah ja! Hat sich im Vergleich zum Vorjahr irgend etwas geändert? So viel ich weiß, nicht. Ich denke eher, der transparente Aktienmarkt steckt voller Geheimnisse.
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Ihr Markus Gotzi,
Chefredakteuer Der Fondsbrief