Dividendensaison
Dividenden: Chance und Gefahr zugleich
Der Countdown läuft: In wenigen Wochen erreicht die alljährliche Dividendensaison ihren Höhepunkt. Worauf spekulative Anleger achten sollten.
Aktionäre haben auch dieses Jahr keinen Grund zur Klage. Im Gegenteil: Analystenschätzungen zufolge schütten die 30 DAX-Unternehmen für das vergangene Geschäftsjahr mit rund 25 Milliarden Euro in etwa 27 Prozent mehr aus als 2010. Dies entspricht einer Dividendenrendite von über 3 Prozent, während Bundesanleihen mit einer Laufzeit von fünf Jahren aktuell lediglich mit 2,6 Prozent rentieren.
Doch welchen Einfluss haben Dividenden auf die Preisberechnung von Optionsscheinen oder Knock-out-Papieren? Ganz so einfach wie bei Aktien fällt die Antwort in diesem Fall nicht aus. Entscheidend ist, welche Art von Hebelpapieren Anleger in ihrem Depot haben. Bei Knock-outs ohne Fälligkeit ist aufgrund der unendlichen Laufzeit eine Kalkulation der Dividenden kaum möglich. Daher wird bei diesen Papieren am Tag der Ausschüttung sowohl das Knock-out-Level als auch der Basispreis um die Dividende bereinigt. Dabei wird bei Long-Papieren die Dividende in der Regel zu 85%, bei Short-Papieren zu 100% berücksichtigt.
Ganz anders läuft es hingegen bei klassischen Optionsscheinen und Knock-outs mit begrenzter Laufzeit. Bei diesen Anlageprodukten werden die Dividenden bereits bei der Emission vorab im Preis berücksichtigt. Auf den ersten Blick hat die Ausschüttung daher kaum Einfluss auf Optionsscheine, es gibt jedoch Ausnahmen. Fällt die Dividende bei ihrer Ankündigung hingegen üppiger oder niedriger aus als ursprünglich angenommen – und hier ist einzig und allein der Tag der Bekanntgabe entscheidend –, kann es hingegen durchaus zu unliebsamen – oder aber auch erfreulichen – Überraschungen kommen. Denn da der Terminkurs der Aktie am Ausschüttungstag um einen Betrag an Wert zulegen oder schrumpfen wird, der ursprünglich nicht einkalkuliert wurde, reagieren auch Optionsscheine entsprechend. Konkret: Fällt die Dividende geringer aus als die ursprünglich im Preis einkalkulierten Erwartungen, wird der Terminkurs steigen und Put-Optionsscheine an Wert verlieren, während Call-Optionsscheine Boden gut machen. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Schüttet das Unternehmen mehr aus als erwartet, klettert der Put- und fällt der Call-Preis. Diese Aussage gilt unter der Annahme, dass der Aktienkurs und andere Parameter unverändert bleiben, in der Fachwelt „ceteris paribus“ genannt. In der Realität spielen diese natürlich auch eine Rolle. Kurzum: Wer Hebelpapiere mit begrenzter Laufzeit wählt, kann aufgrund der Dividendenzahlung überraschend an Wert verlieren oder eben auch gewinnen. Auf jeden Fall sollten Investoren jedoch stets die Dividendentermine auf ihrem Radar haben.
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