Goldpreis
Jackson Hole – Wann kommen neue Milliarden aus der Notenpresse?
Nachdem der Goldpreis am vergangenen Mittwoch bilderbuchmäßig auf das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank mit den darin enthaltenen Bekenntnissen zu weiteren geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen reagiert hat, steht mit dem kommenden Wochenende ein neue Bewährungsprobe nicht nur für das Edelmetall, sondern auch für die Aktienmärkte weltweit an.
Die Hoffnung auf weitere Milliardenhilfen für die schwächelnde US-Wirtschaft könnte neue Nahrung erhalten, wenn das beschauliche Städtchen Jackson Hole am Fuße der Rocky Mountains wieder die Notenbanker dieser Welt zum alljährlichen Stelldichein lädt. Dann wird sich zeigen, wie viel der Ausbruch des Goldpreises aus dem wochenlangen Seitwärtstrend wert ist und ob die aktuell erreichten 1.670 US-Dollar je Feinunze nur eine Zwischenstation auf dem Weg in Richtung altes Hoch bei 1.920 US-Dollar sind.
Schnell weiter nach oben könnte es gehen, wenn sich die Geschichte wiederholt. Vor zwei Jahren kündigte Ben Bernanke, der US-Notenbankchef, auf diesem Treffen „unkonventionelle Maßnahmen“ zur Ankurbelung der US-Wirtschaft an und setzte diese auf dem November-Meeting in Anleihekäufen in Milliardenhöhe, dem so genannten „Quantitative Easing“ oder kurz QE2, um. Gut ein Jahr später folgte auf Jackson Hole schon im September mit der „Operation Twist“ ein neues milliardenschweres Hilfspaket für die schwächelnde Konjunktur. Kein Wunder also, dass die Erwartungen gerade auch nach der Veröffentlichung des Fed-Sitzungsprotokolls in der vergangenen Woche an das diesjährige Treffen nicht weniger hoch sind.
Zu hohe Erwartungen bergen aber auch immer ein sehr hohes Risiko, enttäuscht zu werden. Weitere Andeutungen eines neuen Paketes QE3 sollten von der Börse weniger als eine Überraschung, sondern mehr als eine Bestätigung zur Kenntnis genommen werden. Im Gegensatz dazu sollten sich zurückhaltende Kommentare mit Hinweis auf die positiven Anzeichen für eine Stabilisierung der US-Konjunktur wohl eher negativ auswirken. Und wie ein Vergleich der Momentaufnahmen vor den Treffen 2010 und 2012 zeigt, sollte man diesem Ausgang auch durchaus eine reelle Chance einräumen.
Entscheidend für die Entwicklung der US-Konjunktur sind immer der Arbeitsmarkt und die Lage auf dem Immobilienmarkt. Nun gehe ich natürlich nicht davon aus, dass sich die Notenbanker rein von den aktuellen Zahlen leiten lassen, aber sie sind präsent in ihren Köpfen, wenn sie in die Berge aufbrechen. Und danach sieht die aktuelle Situation doch ganz anders aus als noch vor zwei Jahren. Die positive Überraschung über den robusten Häusermarkt war mit den jüngst veröffentlichten Zahlen perfekt und auch am Arbeitsmarkt gibt es zwar keinen Grund zum Jubel, aber die Richtung stimmt zumindest im Gegensatz zu 2010.
Allerdings gibt es auch einen nicht zu vernachlässigenden Unterschied: Vor zwei Jahren wurde in den USA kein neuer Präsident gewählt. Dass dieser Umstand einen beschleunigenden Effekt auf die geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen der Fed haben könnte, will ich nicht ausschließen. Ich bleibe dennoch bei meiner Einschätzung, konkrete Schritte in diese Richtung sehen wir frühestens Ende dieses, oder auch erst Anfang des nächsten Jahres.
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Da werden bei mir auch gleich Erinnerungen wach an die Tage zwischen der Pressekonferenz mit dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi in London und der Sitzung des EZB-Rates eine Woche später. Auch hier halte ich eine Wiederholung der Ereignisse nicht für ausgeschlossen, also noch ein weiter steigender Goldpreis und steigende Aktienmärkte bis Jackson Hole, die Katerstimmung am Tag danach und ein erneutes Übergehen zur Tagesordnung an Tag zwei nach Jackson Hole. Apropos Mario Draghi: Auch er wird sich auf den Weg in die Rocky Mountains aufmachen. An dessen Rede, geplant für den Samstag, habe ich aber aufgrund seines höchstwahrscheinlich abgelegten Schweigegelübdes im Vorfeld des EZB-Treffens am 6. September keine großen Erwartungen.
Langfristig im Gold investierte Anleger sollten vielleicht mit den Amerikanern in ein verlängertes Wochenende gehen (die USA feiern am kommenden Montag Labour Day und die Börsen sind geschlossen) und sich von den Schwankungen rund um das Treffen nicht irritieren lassen. Für die oben schon angesprochenen 1.920 US-Dollar bleibe ich auf Sicht von zwölf Monaten weiter sehr optimistisch. Kurzfristig orientierte Trader könnten die nächsten Tage nutzen, vom Wechsel zwischen Hoffnungen und Enttäuschungen und der damit steigenden Volatilität zu profitieren.
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