Die US-Berichtssaison startete durchwachsen
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
die Quartalsberichtssaison in den USA kommt so langsam ins Laufen. Zwar haben erst 67 S&P500-Unternehmen oder 13,4 % ihre Zahlen vorgelegt. Aber mit Apple, Microsoft, Google und IBM stehen in dieser Woche wichtige Schwergewichte vor ihrem großen Auftritt. Und auf welche wichtigen Tendenzen Sie dabei achten müssen, lässt sich bereits jetzt absehen.
Die Ergebnisse sind gut – aber nur gemessen an den niedrigen Erwartungen
Besondere Auffälligkeiten gab es bei den bisherigen Veröffentlichungen noch nicht. Das mag vor allem daran liegen, dass das dritte Quartal ziemlich schwach war. Daher wurden die Erwartungen für das vierte Quartal entsprechend nach unten korrigiert (siehe folgende Grafik). Und diese niedrigen Erwartungen wurden bisher einfach mehr oder weniger erfüllt.
Quelle: Standard & Poor’s
In der Statistik liest sich das so: Von den genannten 67 S&P500-Firmen haben 64,2 % die Erwartungen übertroffen und 20,9 % diese verfehlt. Beides liegt im historischen Vergleich durchaus im „Normalbereich“. Das sich daraus ergebende „Überraschungsverhältnis“ (positive geteilt durch negative Überraschungen) liegt mit 3,94 sogar etwas über dem langjährigen Mittel von rund 3.
Der Medianwert der positiv überraschenden Gewinnzuwächse liegt bei 2,3 % und damit etwas unterhalb des historischen Durchschnitts, der knapp 3,3 % beträgt. Insgesamt schafften diese 67 Unternehmen damit einen Gewinnanstieg von 15,6 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Bei den Umsätzen liegen die Werte typischerweise merklich niedriger, die Details schenken wir uns hier.
Retten die Banken den S&P 500?
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Wie gesagt: Was sich auf den ersten Blick ganz annehmbar ausnimmt, ist in Wahrheit eher wenig inspirierend. Denn diese vermeintlich recht guten Ergebnisse repräsentieren eben nur die Erfüllung der vorher entsprechend reduzierten Erwartungen.
Deutlich dramatischer wird die Einschätzung, wenn man diese Zahlen bestimmten Branchengruppen zuordnet. So haben mit JPMorgan, Wells Fargo, Goldman Sachs, Morgan Stanley und Bank of America bereits auffallend viele Finanzkonzerne ihre Zahlen veröffentlicht. Deren Ergebnisse waren ausgesprochen gut, wenn man mal von Bank of America absieht.
Dennoch, rechnet man diese Zahlen aus den oben genannten Werten heraus, ergibt sich, dass nahezu das komplette Wachstum, das sie suggerieren, ausschließlich von diesen Finanzinstituten erbracht wurde. Ohne deren Berücksichtigung bleibt bislang lediglich eine homöopathische Gewinnsteigerung zum Vorjahr von 0,1 % übrig.