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     1498  0 Kommentare EZB senkt Zinsen auf Rekordtief – Der Rest ist eher enttäuschend

    Inzwischen hat also auch die Europäische Zentralbank eingesehen, dass die konjunkturelle Situation in der Eurozone und vor allem auch die Aussichten für die kommenden Monate alles andere als positiv zu sehen sind. Mit der heutigen Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf 0,5 Prozent reagiert die EZB auf die sich in den vergangenen Wochen immer weiter verschlechternden Indikatoren. Ausschlaggebend für diesen Schritt waren vor allem die viel schlechter als erwartet ausgefallenen Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone, aber auch vor allem Deutschland. Hinzu gesellte sich ein stärker gefallener ifo-Geschäftsklimaindex, der zeigt, dass es auch Deutschland immer schwerer fällt, sich von der Krise im Rest Europas abzukoppeln.

     

    Auch die Weltwirtschaft zeigt nach einem noch zu Jahresbeginn hoffnungsvollen Start aktuell Zeichen einer weiteren Abkühlung. China enttäuschte zuletzt ebenso mit seinen Stimmungsindikatoren. Auch in den USA kommt die konjunkturelle Erholung nicht so recht in Gang. Der Arbeitsmarkt dort sendet nur noch deshalb leicht positive Signale, weil sich immer mehr Amerikaner vom Arbeitsmarkt abmelden und gerade die Zunahme der Bevölkerung vom Arbeitsmarkt aufgefangen werden kann. Es bleibt also festzuhalten, dass die Hoffnung, das Jahr 2013 könnte die konjunkturelle Wende weltweit und damit auch in der Eurozone bringen, einen gewaltigen Rückschlag erlitten hat. Auch die EZB sendet mit ihrer heutigen Zinssenkung auf ein vorher noch nie dagewesenes Niveau nur noch knapp über der Nulllinie ein eindeutiges Signal, dass sie sich – und dies völlig zu Recht - weitaus größere Sorgen als bislang um die konjunkturelle Entwicklung in der Eurozone macht.

    Die Zinsen nicht zu senken, wäre die schlechtere Alternative gewesen

    Allein mit dieser heutigen Zinssenkung wird die EZB allerdings die Eurozone nicht auf Kurs bringen können. Alle Experten und am Ende wahrscheinlich auch die Mitglieder des EZB-Rats sind sich unisono darin einig, dass diese Zinssenkung allein nicht wirklich den gewünschten Effekt einer konjunkturellen Belebung herbeiführen dürfte. Aber die Zinsen nicht zu senken, wäre die weitaus schlechtere Alternative gewesen. Um es kurz zu machen, die Senkung nützt nicht viel, aber schaden tut sie im aktuellen inflationären Umfeld von gerade einmal 1,2 Prozent Teuerungsrate auch nicht. Und der durchaus einkalkulierte und nach einer Zinssenkung auch logisch nachvollziehbare Effekt eines schwächer tendierenden Euro ist zumindest nach der inhaltlich doch relativ enttäuschenden Pressekonferenz eingetreten. Noch vor den Worten Mario Draghis hatte sich die Gemeinschaftswährung eher unbeeindruckt gezeigt und war sogar noch über die Marke von 1,32 zum US-Dollar geklettert.

    Ich bleibe weiter pessimistisch für die Entwicklung des Euro. Die Wahrscheinlichkeit ist auch gerade nach den Worten Draghis „Wir sind zum Handeln bereit“ erheblich gestiegen, dass die Notenbanker in diesem Jahr noch einmal an der Zinsschraube drehen werden. Wer den Schritt jetzt auf 0,5 Prozent geht, ist auch zu einer Nullzinspolitik bereit, die ja in den großen Industrieländern nichts Ungewöhnliches ist. Für weitere Senkungen wird die EZB eine fast ähnliche Argumentation wie heute anführen können. Denn die Inflation wird gerade mit den aktuell weiter sinkenden Rohstoffpreisen eher noch weiter fallen als dem Zielwert von zwei Prozent zu nahe zu kommen.

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    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
    EZB senkt Zinsen auf Rekordtief – Der Rest ist eher enttäuschend Inzwischen hat also auch die Europäische Zentralbank eingesehen, dass die konjunkturelle Situation in der Eurozone und vor allem auch die Aussichten für die kommenden Monate alles andere als positiv zu sehen sind. Mit der heutigen Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf 0,5 Prozent reagiert die EZB auf die sich in den vergangenen Wochen immer weiter verschlechternden Indikatoren. Ausschlaggebend für diesen Schritt waren vor allem die viel schlechter als erwartet ausgefallenen Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone, aber auch vor allem Deutschland. Hinzu gesellte sich ein stärker gefallener ifo-Geschäftsklimaindex, der zeigt, dass es auch Deutschland immer schwerer fällt, sich von der Krise im Rest Europas abzukoppeln.

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