Rohstoffe
Für eine Goldpreis-Explosion braucht es keine neuen Käufer
Viele Gold-Investoren halten sich derzeit zurück. Sie hoffen auf eine Kurs-Stabilisierung mit anschließendem Aufwärtstrend. Es ist jedoch ein Missverständnis zu glauben, dass Gold erst dann wieder anzieht, wenn das große Publikum auf den Goldmarkt zurückkehrt. Denn es gibt noch andere Faktoren, die kurzfristig eine Goldpreis-Explosion entzünden können.
Währungshandel und Goldpreis
Gold wird weltweit zum Tagespreis gehandelt. Besitzer und Händler sind sich inzwischen darüber einig, dass der physische Goldpreis in keinem Verhältnis mehr zum
internationalen Goldkurs steht. Der Grund: Der Goldkurs wird durch den Papiergoldhandel diktiert. Das schafft die wohlige Illusion, Papiergold sei eine
genauso sichere Anlage, wie ein Goldbarren. Wir gehen davon aus, dass diese Seifenblase in nicht allzu ferner Zukunft zerplatzt. Dann wird auch der letzte Papiergoldhändler einsehen, dass es
doch einige feine Unterschiede gibt.
Eine wichtige Komponente der Goldkurs-Entwicklung ist der Währungshandel (FOREX). Seit 1971 hat Gold einen offiziellen internationalen Währungscode: XAU. Mit dieser so genannten Währung wird
genauso intensiv gehandelt wie mit USD, EUR, oder JPY. Der gesamte Währungsmarkt bringt es täglich auf einen Umsatz von 4 Billionen US-Dollar. Schätzungen gehen davon aus, dass der XAU-Handel 240
bis 300 Milliarden US-Dollar umfasst. Mit anderen Worten: Das entspräche einem tatsächlichen Umsatz von 2.700 Tonnen an Gold pro Tag.
Entgegen dem, was die meisten Leute denken, stellt der gesamte FOREX-Handel in XAU alle anderen großen Goldhandelsströme in den Schatten, zum Beispiel COMEX-Futures, Gold-ETFs und den
tatsächlichen Goldhandel. Der Grund: Im FOREX-Handel ist es ebenfalls möglich, Gold in verschiedenen Währungen zu kaufen und zu verkaufen. Aufgrund der hohen Volatilität und
der Ertragschancen auf den Währungsmärkten ist dies der Hauptgrund, aus dem die großen internationalen Währungshändler (Zentralbanken, große Banken und institutionelle Investoren) in XAU handeln.
Leider haben sie aufgrund der damit verbundenen enormen Umsatzvolumen einen entscheidenden Einfluss auf den internationalen Tagespreis.
Terminmarkt-Divergenzen
Mit anderen Worten: Der Papiergoldmarkt ist eigentlich ein Währungsderivat mit einem ganz anderen Risikoprofil als physischem Gold. Investoren und Währungshändler sind bei ETFs und Trackers
schließlich keine Goldgräber, sondern suchen nach Gewinn auf Papier. Die Terminkontrakte enden in 95 Prozent aller Fälle ohne tatsächliche Goldlieferung, sie werden aber in bar ausgeglichen.
Interessantes Detail: Die meisten Währungshändler vertreten die Auffassung, dass XAU-Transaktionen dem Handel in physischem Gold gleichwertig sind. Wer hält hier wen zum Narren?
Es ist vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bevor Händler von physischem Gold nicht länger bereit sind, ihre Barren zum gleichen Tagespreis zu handeln. Diese Veränderung wird aufgrund der
aktuellen monetären Unruhen noch gefördert. Investoren werden ihr Vertrauen ins Finanzsystem immer weiter verlieren und ihre auf Papier stehenden Goldforderungen gegen tatsächliches Gold
eintauschen wollen. Gerade weil es mehr Forderungen gibt als tatsächlich existierendes Metall, kann es problemlos zu einem Gold-Run kommen.
Dadurch entsteht das Risiko, dass die heutigen Eigentümer von physischem Gold und Silber ihr Edelmetall aufgrund des entstandenen Misstrauens gegenüber dem
Geld- und Kreditsystem auf Papier gar nicht erst verkaufen wollen. Da es dann auch kein anderes neues Gold auf dem Markt gibt, kann sogar der Derivatemarkt zusammenbrechen. Der Derivatepreis geht
dann gehörig in den Keller und der Preis für tatsächliches Gold und Silber schießt in die Höhe.
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