Angst vor Kreditausfällen
Kapitalflucht aus Portugal – Droht der nächste Crash?
Portugal Telecom verzockt sich bei einem Investmentgeschäft und schon flüchten die Anleger, der portugiesische Aktienmarkt gerät ins Wanken. Reagieren die Investoren über oder droht tatsächlich der nächste Crash?
Wie das „Wall Street Journal Deutschland“ berichtet, scheint in Portugal eine regelrechte Kapitalflucht eingesetzt zu haben, der portugiesische Aktienmarkt ist innerhalb eines Monats um 1000 Punkte bzw. 13 Prozent eingebrochen. Allein seit Wochenbeginn hat der Kurs 6,5 Prozent eingebüßt. Wieso scheinen die Investoren Portugal so fluchtartig den Rücken zu kehren?
Hintergrund ist offenbar ein umstrittenes Milliarden-Engagement von Portugal Telecom, schreibt das „Wall Street Journal Deutschland“. Diese hatte insgesamt 1,22 Milliarden US-Dollar in Aktien einer
Tochtergesellschaft der Espirito Santo International (ESI) investiert. Das Problem: Das Unternehmen steckt wohl in finanziellen Schwierigkeiten, die portugiesische Notenbank spricht von einer
„ernsthaften finanziellen Verfassung“. So ernsthaft, dass nun ein Restrukturierungsplan her musste. Laut Analysten solle demnach zwar ein Schuldenschnitt vermieden werden, es sei wohl aber mit
einer Verlängerung der Anleihelaufzeit oder einem Tausch von Schulden gegen Aktien zu rechnen. Im Hinblick auf die Portugal Telecom befürchten die Anleger offenbar ein hohes Ausfallrisiko. Es
bestehe die Möglichkeit, „dass Portugal Telecom dieses Investment verlieren kann (…) angesichts der finanziellen Schwäche der Espirito-Santo-Gruppe“, zitiert das „Wall Street Journal Deutschland“
die Rating-Agentur Standard & Poor’s.
Doch das ist nur ein Teil der Geschichte. Die Anleger sind vor allem deshalb so nervös, weil sie einen Dominoeffekt befürchten, der aufgrund der diversen Verflechtungen mitunter auch den
portugiesischen Staat selbst in Mitleidenschaft ziehen können. In diesem Fall könnte ein Milliardenloch drohen.
Kein Wunder also, dass die Aktien, insbesondere von Portugal Telecom und Espirito Santo International (ESI), in den vergangenen Tagen stark nachgegeben haben, zu groß scheint die Angst vor
möglichen Kreditausfällen oder Ansteckungsgefahren. Ein weiterer Indikator für die Nervosität, die den portugiesischen Aktienmarkt offenbar gepackt hat, sind die Kreditausfallversicherungen. Diese
sind in den letzten Tagen regelrecht durch die Decke gegangen. Der Aktienmarkt weitet seine Verluste aus, die Renditen für portugiesische Staatsanleihen steigen. Es grassiert die Angst: Ist das der
Beginn einer neuen Talfahrt?
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