Netflix - Deutschlandstart
US-Internet-TV-Anbieter Netflix greift massiver an als bislang bekannt
Diese Woche geht der US-amerikanische Internet-TV-Anbieter Netflix an den Start und will die etablierten öffentlich-rechtlichen Fernsehsender massiver angreifen als bisher bekannt. Nach Informationen der „WirtschaftsWoche“ wird Netflix im Festnetz-Internet mit der Deutschen Telekom zusammenarbeiten. Die Telekom will mit Hilfe von Netxflix das Film- und Serienangebot auf Telekom-Fernsehplattform Entertain ausweiten.
Im Gegenzug dazu setzt Netflix im Mobilfunk wie bereits in Großbritannien und den Niederlanden auf Vodafone, schreibt die „WirtschaftsWoche“ weiter. „Netflix stellt sich in Deutschland so breit auf wie noch in keinem anderen Land zuvor“, zitiert das Blatt einen Insider, der in den vergangenen Wochen die entsprechenden Verträge mit aushandelte. Danach rechnet sich auch Konkurrent E-Plus Chancen aus, mit Netflix ins Geschäft zu kommen und so die Verbreitung des US-Anbieters in Deutschland zu beschleunigen.
Der Aufstieg des T-Anbieters aus den USA ist rasant: Vor 17 Jahren wurde Netflix als DVD-Versandverleiher gegründet. Seitdem ist Netflix zur weltgrößten Online-Videothek mit 50 Millionen Kunden in 40 Ländern aufgestiegen. Mittlerweile verfügt das US-Unternehmen über 75.000 Serienfolgen und Filme als hochaufgelöste HD-Videos mit einer Gesamtlaufzeit von 200 Jahren.
WDR-Manager erwartet Zuschauerschwund
Doch nicht alle sind erfreut über den rasanten Aufstieg und die Erweiterung der Zielmärkte. Mit dem Deutschland-Start von Netflix müssen sich die klassischen TV-Sender auf einen Zuschauerschwund einstellen. „Das trifft alle“, sagte Michael Loeb, Chef des Rechtehändlers WDR Mediagroup, in der „WirtschaftsWoche“. Dies zeigten Erfahrungen mit Netflix aus den Vereinigten Staaten. „In den USA haben die großen, werbefinanzierten TV-Sender in den vergangenen zwei Jahren in den jungen Zielgruppen viel Reichweite verloren.“ Diese Zuschauer seien „praktisch eins zu eins“ zu Netflix und vergleichbaren Anbietern abgewandert.
Das will der WDR nicht so einfach hinnehmen, sondern mit einer eigenen Internet-Plattformen für Filme auf Abruf gegensteuern. Das neue Angebot soll sich auf Nischenangebote wie Krimis und TV-Produktionen für Kinder konzentrieren, kündigte Loeb in der „WirtschaftsWoche“ an. „Wir wollen in diesen Nischen für unsere öffentlich-rechtlichen Inhalte, wie etwa die Serie ‚Mord mit Aussicht‘ und die ‚Sendung mit der Maus‘, die richtigen Geschäftsmodelle finden und sie in hoher Qualität und möglichst vollständig anbieten.“
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Die Beschränkung des WDR auf gewisse Nischen im Internet kommt nicht ohne Grund und war ursprünglich auch anders gedacht. Dies sei eine Reaktion auf das Bundeskartellamt, das im vergangenen Jahr ARD und ZDF verboten hatte, eine gemeinsame Internet-Plattform für TV-Produktionen namens Gemany's Gold zu starten. „Natürlich würden wir weiterhin gern etwas Größeres machen und sind mit Sendern und Produzenten im Gespräch“, so Loeb gegenüber dem Blatt. „Aber es ist sehr, sehr schwer, wenn man nicht mehr den Anspruch haben darf, das gesamte deutsche Fernsehen abzubilden.“