Egbert Prior
SLM Solutions: Auftragseingang steigt rasant
Auftragseingang plus 157%, meldet der Börsenneuling. Per 30.9. sind 36 3D-Drucker bestellt worden, im Vorjahr waren es zum gleichen Zeitpunkt erst 14. Bis Silvester dürfte sich die Zahl der Bestellungen auf rund 50 erhöhen. Finanzvorstand Uwe Bögershausen berichtet über ein verändertes Bestellverhalten. 2014 hätten bereits fünf Kunden mehrere Maschinen geordert, während es im Vergleichszeitraum des Vorjahres ausschließlich Einzelbestellungen gab. Ein Hinweis darauf, daß der sogenannte 3D-Druck zunehmend in der direkten Bauteilefertigung eingesetzt wird. Bislang wurde die additive Fertigung hauptsächlich für den Prototypenbau verwendet. Bislang ist der Markt für den metallbasierten 3D-Druck, auf diesem Feld tummelt sich SLM, noch winzig. Das weltweite Umsatzvolumen schätzungsweise 200 Millionen Dollar. Experten gehen aber davon aus, daß der 3D-Druck langfristig einen großen Teil der herkömmlichen Fertigung mittels Fräsen, Bohren, Gießen etc. ersetzen wird. Letzten Endes geht es um einen schier unerschöpflichen Billiardenmarkt. Der Vorteil der neuen Technologie: Es lassen sich beliebig komplexe Strukturen herstellen. Das Problem sind die noch hohen Kosten. Ein Bauteil aus dem 3D-Drucker ist 10- bis 50mal so teurer. Auch der Zeitaufwand spielt eine große Rolle. Ein 3D-Drucker braucht derzeit etwa 2 Minuten, um ein Edelstahlteil in der Größe eines Würfelzuckers zu produzieren. Doch Fachleute gehen davon aus, daß in den kommenden Jahren durch technologische Verbesserungen die Kosten drastisch sinken und die Maschinen immer leistungsfähiger werden. SLM Solutions reklamiert für sich, den derzeit leistungsfähigsten 3D-Drucker auf dem Markt zu haben. Das 1,5 Millionen teure Spitzenmodell ist mit bis zu vier Lasern ausgestattet, was eine Versechsfachung der Geschwindigkeit ermögen soll. Auguren gehen davon aus, daß der industrielle Markt für 3D-Druck in den nächsten Jahren um ca. 45% p.a. zulegen wird. CFO Bögershausen rechnet mit einem vergleichbar hohen eigenen Umsatzwachstum. Anders wäre die exorbitant hohe Bewertung des Unternehmens, das zu den Pionieren des „selektiven Laserschmelzens“ gehört, nicht zu erklären. Trotz der Börsenturbulenzen hat sich die Aktie erstaunlich wacker geschlagen. Aktuell 19,35 Euro. Der Ausgabepreis im Mai lag bei 18 Euro. Marktkapitalisierung 346 Millionen. Nicht schlecht für eine Firma, die im laufenden Turnus erst etwa 40 Millionen umsetzen wird und noch keinen Gewinn schreibt. Andererseits haben die Lübecker als Technologieführer eine exzellente Ausgangsposition in einem der spannendsten Zukunftsmärkte überhaupt. Nach dem Börsengang steht ein zweistelliger Millionenbetrag für Forschung und Entwicklung zur Verfügung. Geplant ist darüber hinaus die Akquisition eines Produzenten des für das Verfahren benötigten Metallpulvers. Auf der Kundenliste klangvolle Namen wie General Electric, Alstom, Siemens oder SpaceX. Die Raumfahrtfirma will in Zukunft Raketenteile drucken. Fazit: Auch SLM muß sich zur Rakete entwickeln, sonst stürzt der Kurs ab.
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