Rohstoffe Erdgas
Risiken für Europas Erdgas liegen vor der Tür - Einbruch droht
Erdgas, das verbinden die meisten mit Russland. Seit dem Fracking-Boom eventuell auch mit den USA. Doch auch in Europa wird Erdgas gefördert. Allein drei europäische Länder produzieren knapp die Hälfte des EU-weiten Erdgas-Bedarfs. Umso empfindlicher könnte ein Einbruch der Erdgas-Produktion Europa treffen.
Norwegen, die Niederlande und Großbritannien decken 47 Prozent des Erdgasbedarfs in der Europäischen Union. Doch die Erdgasförderung nimmt erheblich ab. Insbesondere in den Niederlanden und Großbritannien droht die Produktion so stark einzubrechen, dass dies Auswirkungen auf ganz Europa haben könnte. „Was die Risiken für die Erdgasversorgung betrifft, haben wir zu lange nur auf Russland geschaut“, zitiert die „Wirtschaftswoche“ Kirsten Westphal, Energieexpertin der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.
Verglichen mit den 47 Prozent, die Norwegen, die Niederlande und Großbritannien produzieren, sind die von Russland gelieferten 26 Prozent des EU-Bedarfs an Erdgas eher klein. Und doch: Erdgas wird häufig mit Russland konnotiert. In dieser Fokussierung seien die Probleme vor Ort aus dem Blick geraten, so Westphal.
Erdgaförderung - Probleme vor der Haustür
Denn tatsächlich bahnen sich Probleme in der europäischen Produktion von Erdgas an. Beispiel Niederlande: Vor der Küste erstreckt sich das Gasfeld Groningen. Doch derzeit wird die Produktion dort wegen drohender Erdbeben-Risiken durch die Förderung gedrosselt. „Einen Förderrückgang in Groningen können die Niederlande nicht auffangen“, glaubt Tim Boersma, Energieexperte der Brookings Institution dem Bericht zufolge. In Großbritannien ist die Lage ähnlich düster: Seit 2005 ist die Erdgasproduktion dort eingebrochen, heißt es. Die Erschließung neuer Felder bedeute einen großen Aufwand, erklärt William Powell, Erdgasexperte beim Analyseunternehmen Platts in London. „Insgesamt befindet sich die Öl- und Erdgasindustrie in Großbritannien in einer Dämmerphase.“
Lesen Sie auch
Und auch in Deutschland scheint die Förderung von Erdgas nah am Ende angelangt zu sein. Laut „Wirtschaftswoche“ versiegen die Felder voraussichtlich 2025. Bereits im vergangenen Jahr hatte wallstreet:online die Frage gestellt, ob die Gasabhängigkeit Deutschlands von Russland zum Problem wird. Eine Frage, die in Anbetracht der wenig hoffnungsvollen Entwicklungen in Europa nicht an Relevanz verloren hat. Als Alternative zu russischen Gas nannten Forscher des Institut der deutschen Wirtschaft Köln bereits damals Lieferungen per Schiff. Doch stellten sie auch fest, dass es „vor allem an innereuropäischen Pipelinesystemen, durch die Erdgas flexibel transportiert werden kann“, fehle.