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     4451  0 Kommentare China foppt uns alle

    Unsere gesamte Marktwirtschaft beruht auf der Macht der Preise. Durch Preisveränderungen werden Informationen über Knappheiten und Verfügbarkeiten einzelner Güter gegeben. Doch viel wichtiger noch: Durch den Preismechanismus reguliert sich ein dezentrales System wie eine Marktwirtschaft selbst.

    Gibt es beispielsweise eine Krise, dann sinken die Preise (oder Preiszuwächse), so dass wieder mehr nachgefragt wird und das System sich selbst aus der Talsohle heraus zieht. Läuft die Wirtschaft dann auf Hochtouren, wird das, was vorher noch überschüssig war, wieder knapp, woraufhin die Preise ansteigen und den Zuwachs wieder abschwächen. „Prinzip der negativen Rückkopplung“ könnte man den Preismechanismus daher auch nennen.

    Was gegenwärtig jedoch passiert, ist äußerst fatal. Denn mit China ist eine neue Wirtschaftsmacht auf der Weltbühne erschienen, deren Situation derjenigen der westlichen Industrieländer diametral entgegen läuft. China boomt und der Westen sitzt in der Stagnationsfalle. Durch den China-Boom ziehen nun schon seit einiger Zeit die Rohstoffpreise deutlich an, was natürlich völlig normal und konsequent ist.

    Doch für den Westen ist das, was in China ein richtiges Preissignal darstellt, ein falsches Zeichen. Eine Wirtschaft, die sich in der Talsohle befindet, braucht moderate und keine steigenden Preise, sonst kommt sie niemals aus dem Sumpf heraus. Chinas Einfluss auf die Weltmarktpreise ist für uns gegenwärtig also durchaus kontraproduktiv bis gefährlich. Die Globalisierung verträgt keine derartigen Wachstumsdifferenzen der Giganten wie sie gegenwärtig bestehen. Entweder China muss sich abkühlen oder wir müssen uns aufheizen. Genug heiße Luft produzieren wir auf jeden Fall schon.

    berndniquet@t-online.de

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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