Brexit-Gefahr

Im Schatten der Grexit-Debatte: Ist der Brexit die viel größere Gefahr?

Die Causa Griechenland ist noch längst nicht abgeschlossen. Doch im Schatten von Grexit-Debatten droht ein ganz Austrittsszenario aus den Augen verloren zu gehen: Der Austritt Großbritanniens aus der EU, kurz Brexit.

Ganz Europa diskutiert derzeit mal mehr mal weniger sachlich über den Schuldenstreit zwischen Griechenland und seinen Gläubigern. Immer wieder ist dabei auch die Rede vom Grexit. Während einige Ökonomen genau diesen fordern, warnen andere vor dem gleichen (siehe hier). Das ist bekannt. Unbekannt sind jedoch die tatsächlichen Folgen eines Ausstiegs Griechenlands aus der Eurozone. Ökonomen können lediglich Prognosen darüber abgehen. Doch Modelle besitzen Rahmen, stoßen an Grenzen.

Kommt es zum britischen EU-Referendum?

Während die Diskussionen über Griechenland jedoch stagnieren, droht eine noch größere wirtschaftliche Gefahr: Auch in Großbritannien wird über einen Ausstieg nachgedacht – aus der Europäischen Union (EU) wohlgemerkt. Für den Fall, dass seine konservativen Tories die Wahlen am 7. Mai gewinnen, hat David Cameron ein Referendum über den EU-Verbleib versprochen. Wenn die Gefahren eines Grexits schon ungewiss sind, wie sieht es dann erst mit denen eines Brexit aus?

„Europa würde mit dem Austritt Großbritanniens einen starken Nettozahler zum EU-Haushalt verlieren“, kommentiert Nikolaus Heinen, Europa-Analyst bei der Deutschen Bank in einem Bericht von „n-tv“. Außerdem sei Großbritannien „ein starker Fürsprecher für die europäische Macht“, welcher durch einen Brexit verloren gehen würde.

Das Vereinigte Königreich ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der EU

Eines der größten Probleme im Falle eines Brexit dürfte die Bedeutung von London sein, argumentiert Heinen: „Wir dürfen nicht vergessen, dass London der wichtigste Finanzstandort Europas ist.“ Bereits in der vergangenen Woche hatte wallstreet:online gewarnt, die wirtschaftlichen Folgen eines Austritts Großbritanniens aus der EU könnten weit schlimmer sein als die eines Grexit (siehe hier). Dafür spricht beispielsweise, dass Großbritannien in diesem Jahr Frankreich als zweitgrößte Volkswirtschaft der EU ablöst. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 2,5 Billionen Euro liegt das Vereinigte Königreich nur mehr hinter Deutschland, berichtet die „Welt“.

Probleme dürften bereits im Vorfeld eines möglichen Referendums zu erwarten sein. Denn dieses würde im Jahr 2017 abgehalten. „Kommt es zum Referendum, wird es für Unternehmen und Haushalte zwei Jahre der vermehrten Unsicherheit geben“, zitiert die Zeitung James Knightley, leitender Ökonom bei der Bank ING in London. Er ergänzt: „Wie bei der Abstimmung über die schottische Unabhängigkeit vergangenes Jahr werden die Vermögenspreise und der Sterling unter Druck kommen.“