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    Griechenland - Schuldenstreit  2597  0 Kommentare Das geringere Übel - Hilfsprogramm, Schuldenschnitt oder Grexit

    In den bereits seit Wochen schwelenden Streit zwischen Griechenland und den Euro-Ländern ist am Donnerstag ordentlich Bewegung gekommen. Und doch ist längst nicht sicher, ob das Hilfsprogramm verlängert wird. Und damit bleibt auch die Frage über den Verbleib Griechenlands im Euro von Relevanz.

    In einem Brief an den Euro-Gruppen-Chef beantragte der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis die Verlängerung des Hilfsprogramms für Griechenland. Erste Reaktionen der deutschen Bundesregierung sind skeptisch: „Der Brief aus Athen ist kein substantieller Lösungsvorschlag. In Wahrheit zielt er auf eine Brückenfinanzierung, ohne die Anforderungen des Programms zu erfüllen. Das Schreiben entspricht nicht den am Montag in der Euro-Gruppe vereinbarten Kriterien“, heißt laut "Spiegel Online" es in einer Stellungnahme des Finanzministeriums.

    Von einem Ende des Streits keine Rede

    Es ist also weiter offen, ob Griechenland und seine Gläubiger doch noch zu einer Einigung im Schuldenstreit kommen. Auch der deutsche Leitindex DAX zeigte sich ungewiss. Zwischenzeitlich sprang er auf ein neues Allzeithoch, rutschte allerdings direkt wieder ab als die Stellungnahme des Finanzministeriums bekannt wurde.

    Solange eine Einigung aussteht, dürften auch die Diskussionen über das Für und Wider eines Grexit nicht abbrechen. Versinnbildlicht wird diese Diskussion durch die deutschen Top-Ökonomen Marcel Fratzscher und Hans-Werner Sinn. Während Sinn bereits seit Längerem vehement einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone fordert, glaubt Fratzscher an eine Beilegung des Streits und einen Verbleib Griechenlands in der Währungsunion.

    Ökonomen uneins, was gefährlicher ist: Neue Hilfen für Griechenland oder Grexit

    In der „Wirtschaftswoche“ warnte Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), davor, Griechenland zu viele Zugeständnisse zu machen. Von Befürchtungen, Griechenland könne sich durch die Auflagen kaputtsparen, hält Schweitzer wenig. „Das Gegenteil ist richtig“, sagt er. Und fügt hinzu: „Jetzt mit den Reformanstrengungen aufzuhören, halte ich für verantwortungslos. Ein Schuldenschnitt würde den Reformdruck senken.“

    Gleichzeitig möchte Schweitzer „einen Grexit nicht mehr völlig ausschließen“ - und sieht einen solchen als das geringere Übel an. „Schlimmer wären die Folgen, wenn Griechenland einfach seinen Reformkurs verlassen könnte und dabei in der Euro-Zone bliebe“, zitiert die „Wirtschaftswoche“ Schweitzer, „das wäre verheerend für alle anderen Reformländer. Dann würden sich Spanier oder Portugiesen doch fragen, warum sie überhaupt all die Opfer auf sich genommen haben und manche Parteien ähnliche Forderungen wie Alexis Tsipras und seine Syriza-Partei stellen.“

    US-Top-Ökonom hält dagegen: Gefahren eines Grexit weitaus größer

    Der US-Ökonom Barry Eichengreen, Professor an der University of California in Berkeley, hingegen warnt davor, die Folgen eines Grexit zu unterschätzen (siehe hier). Auch wenn Griechenland selbst verhältnismäßig klein sei, könne ein Austritt aus der Euro-Zone verheerende Folgen haben. „Wenn portugiesische Familien oder spanische Unternehmen sehen, wie aus Euro wieder Drachmen werden, werden sie ihr Geld vom Konto holen. Das könnte sich zu einem Ansturm auf die Banken ausweiten. Investoren würden über den nächsten Austrittskandidaten spekulieren“, so Eichengreen in der „Welt am Sonntag“.

    Ähnlich wie Schweitzer argumentiert also auch Eichengreen mit anderen Peripherieländern der Euro-Zone. Doch die Schlussfolgerungen der Ökonomen könnten konträrer nicht sein. Die Wahrheit dürfte wie so oft irgendwo dazwischen liegen. 

     





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