Aktien und Geldpolitik
Die Fed erhöht die Zinsen – später
Für die Aktienmärkte ist es eine gute Nachricht, dass die US-Notenbank am Mittwochabend entschieden hat, die Zinsen vorerst nicht zu erhöhen. Es ist zwar richtig, dass sich die ersten Zinserhöhungen einer Serie oft noch nicht negativ auf die Aktienkurse auswirken. Je länger die Serie aber ist und je deutlicher der Zinsanstieg ausfällt, umso klarer tritt die schädliche Wirkung auf die Aktienmärkte zutage.
Beispielsweise gingen auch den letzten beiden Baissen jeweils Wellen von Anhebungen der Fed Funds Rate voraus. Zur Jahrtausendwende waren nur wenige Zinserhöhungen nötig, um die Dotcom-Bubble zum Platzen zu bringen und den DAX um 73% abstürzen zu lassen. Vor der Finanzmarktkrise 2008 dauerte es länger, bis die Zinserhöhungen ihre Wirkung entfalteten und dem DAX Verluste von 55% bescherten. In beiden Fällen waren danach viele Zinssenkungen nötig, um die Aktienkurse wieder zum Steigen zu bewegen.
Wie eine kurze Serie von Zinserhöhungen wirkt, und das auch noch von einem Rekordtief aus, ist indes nicht so klar. Ebenso offen ist, wann die Federal Reserve mit Zinsanhebungen beginnen wird. Der Juni-Termin ist jetzt verstrichen, bleiben also September oder Dezember. Noch würden die wirtschaftlichen Bedingungen keine Erhöhung rechtfertigen, ließ Notenbank-Chefin Janet Yellen verlauten.
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Ab welchem Niveau sie aber erforderlich wäre, ließ sie offen. Früher nannte die Fed eine konkrete Zahl für die gewünschte Arbeitslosenrate, aber seit diese erreicht wurde, gibt es keine klare Richtgröße mehr. Mancher Marktteilnehmer fühlt sich an die Griechenland-Politik der EU erinnert: Keine Strategie, sondern Fahren auf Sicht. Aktionären bleibt daher nichts anderes übrig, als Wirtschaftsdaten und Notenbankpolitik wachsam zu beobachten. Sollten mehr als drei kleine Leitzinserhöhungen kommen, müssen auch wir unsere Strategie überdenken.