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    Graf Lambsdorff  1824  0 Kommentare „Griechenland richtet Schaden für Europa an“ - Seite 2

    FundResearch: Letztlich war doch allen Beteiligten klar, dass es zu einer Einigung kommen muss. Warum sind die Verhandlungen gescheitert? Was genau lief schief?

    Graf Lambsdorff: Da kamen mehrere Faktoren zusammen. Das eine ist der substanzielle, der reale Faktor. Die Regierung hat sich nicht bereiterklärt, die Dinge umzusetzen, zu der sich ihre Vorgänger-Regierungen gegenüber den anderen Ländern verpflichtet hatten. Völkerrechtlich und im internationalen Staatenverkehr gilt die Kontinuität des Staates – egal wer in der Regierung sitzt. Die hellenische Republik war verpflichtet, die in den vergangenen Jahren verabredeten Punkte umzusetzen. Kommt Syriza dem nicht nach, hat man eine völlig andere Situation. Denn auch in der Politik menschelt es. Wenn Sie mehrfach belogen werden, dann fehlt natürlich die Bereitschaft über den eigenen Schatten zu springen und Kompromisse in der letzten Sekunde einzugehen, so wie man es in einer normalen Verhandlung machen würde. Man hat das Gefühl, man springt zwar über seinen Schatten, aber der Verhandlungspartner zieht einem den Teppich weg.

    FundResearch: Das gilt jetzt aber für beide Seiten, oder?

    Graf Lambsdorff: Nein. Die Schuld liegt hier bei der griechischen Regierung. Es ist bemerkenswert, dass bei dem letzten Treffen der Euro-Gruppe 18 Mitglieder der Eurozone – also alle außer Griechenland – einer Meinung waren. Darunter auch die Republik Zypern. Und das will was heißen. Zypern wäre überhaupt kein Mitglied der EU, wäre es nicht durch griechische Initiative dort hineingebracht worden. Sogar die standen gegen Griechenland. Daran erkennt man, wie viel Vertrauen seitens der Griechen verspielt wurde.

    FundResearch: Insbesondere aus den USA kommen einzelne Stimmen von Wissenschaftlern und Nobelpreisträgern, die die Haltung der griechischen Regierung zumindest in Teilen unterstützen. Ist die Reaktion der Regierung nicht doch richtig? Und war die angeordnete Sparpolitik vielleicht falsch?

    Graf Lambsdorff: Von außen betrachten wirkt die Krise rund um Griechenland in ihren Proportionen weit übersteigert. Die Kritik aus den USA klingt so: Die Europäer sollen sich nicht zu anstellen, 20 Milliarden Euro sind im Grunde nichts im Vergleich zur jährlichen EU-Wirtschaftsleistung von 15.000 Milliarden Euro. Die Währungsunion nehme eher Schaden dadurch, wenn ein Land austritt wird. Denn dann sehe es so aus, als handle es sich nicht um eine Währungsunion, sondern um ein System fester Wechselkurse mit Ein- und Austritten. Diese Haltung teile ich ausdrücklich nicht. Die US-amerikanischen Nobelpreisträger zeichnen sich auch ein bisschen dadurch aus, dass sie das Wesen der EU nicht so gut verstehen.

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    Patrick Daum
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    Patrick Daum ist Dipl.-Politologe mit Schwerpunkt für Europa, Wirtschaft und Recht. Als Redakteur bei €uro-Advisor-Services GmbH ist er zuständig für die Top-Themen auf www.fundresearch.de.
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    Verfasst von 2Patrick Daum
    Graf Lambsdorff „Griechenland richtet Schaden für Europa an“ - Seite 2 Alexander Graf Lambsdorff (FDP), Vizepräsident des Europaparlaments, äußert sich gegenüber FundResearch zum aktuellen Stand der Griechenland-Krise.