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    Versicherer mit Rechenschwäche  4971  3 Kommentare Ergo kann nicht rechnen - Hunderttausende Lebensversicherungen falsch!

    Hier ne Null zu viel, da ne Eins vergessen und schon ist es passiert. Irren bzw. verrechnen ist eben menschlich. Aber was, wenn der Rechenfehler einem Computer passiert? Und zwar ausgerechnet dem Computer eines Versicherers? Dann wird aus der kleinen Lappalie plötzlich ein Supergau.

    Das muss der Versicherer Ergo gerade schmerzlich erfahren. Aufgrund fehlerhafter Computerprogramme wurden bei hunderttausenden Lebensversicherungen Erträge und Gutschriften falsch berechnet. Bisher habe Ergo in 350.000 Fällen Bescheide korrigiert, sagte eine Sprecherin am Donnerstag.

    Wie viele Kunden insgesamt betroffen sind, konnte Ergo bislang noch nicht mitteilen. Die Aufarbeitung dauere noch an, hieß es. Die Zahl der insgesamt bei dem Versicherer abgeschlossenen Lebensversicherungsverträge liegt bei rund sieben Millionen. Darunter sind auch zahlreiche Policen, die noch von der Hamburg-Mannheimer und der Victoria Versicherung abgeschlossen wurden.

    Mal zu viel, mal zu wenig Geld

    Bei den meisten bisher abgearbeiteten Fällen gehe es um "Cent-Beträge bis dreistellige Summen", sagte die Ergo-Sprecherin. Doch gebe es auch "einige wenige Fälle", in denen es sich um fünfstellige Summen handele. Dabei verrechnete sich die Versicherung nach eigenen Angaben nicht nur zuungunsten ihrer Kunden. In vielen Fällen habe sie auch zu viel ausgezahlt oder überhöhte Summen gutgeschrieben.

    Ursache des Problems sind nach Ergo-Angaben Fehler in den teilweise Jahrzehnte alten Computerprogrammen, mit denen die Erträge berechnet wurden. "Wir arbeiten daran, dass nach Abschluss der Korrekturen alle Kunden so gestellt sind, wie es mit ihnen vertraglich vereinbart wurde", so die Sprecherin. Noch seien aber nicht alle bekannten Fehler vollständig geprüft. Nach eigenen Angaben begann das Unternehmen bereits 2012 mit der Fehlerkorrektur.

    Einzelfall oder strukturelles It-Problem?

    Die Computerpanne bei Ergo – ein Einzelfall? Wohl kaum. Verbraucherschützer schätzen, dass es vergleichbare Probleme auch bei anderen Versicherungen gibt. Der Bund der Versicherten (BdV) geht davon aus, dass auch andere Versicherer mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Es handele sich um ein über Jahrzehnte gewachsenes strukturelles IT-Problem, das wahrscheinlich viele Anbieter betreffe, sagte der BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) betonte dagegen, er habe "keine Kenntnis von systembedingten Berechnungsproblemen bei Lebensversicherern". Die Berechnungsprozesse der Unternehmen würden regelmäßig streng kontrolliert.

    Verbraucherschützer Kleinlein forderte angesichts des Debakels einen gesetzlichen Anspruch der Versicherungskunden auf Nachrechenbarkeit und Transparenz bei Lebensversicherungen. Bisher seien die Versicherten "der Willkür der Rechenprogramme" bei den Assekuranzen ausgeliefert. Ergo wegen der Rechenfehler an den Pranger zu stellen, hält Kleinlein dennoch für falsch. Im Gegenteil, er finde es eigentlich positiv, dass das Unternehmen das Problem aufarbeite und offensiv auf Kunden zugehe, die ansonsten keine Chance gehabt hätten, den Fehler selber zu erkennen, so der Verbraucherschützer.

    Mit dpa-AFX




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