Gefahr durch Wertpapierkredite
Aktiencrash in China – Wiederholung in den USA? - Seite 2
Die Kurse beginnen bereits zu bröckeln!
Solange die Börsenkurse steigen oder wenigstens stabil bleiben, dürfte dies alles nicht zu einem Problem werden. Doch aktuell bröckeln die Kurse in den US-Indizes bereits. Und laut „Die Welt“
bedarf es nur eines Funkens, „damit auch in den USA die Kreditbombe explodiert – mit unabsehbaren Folgen“. Dies sehen wir genauso.
Das Problem liegt im System der Wertpapierkredite. Um ein Darlehen auf Wertpapiere zu erhalten, muss man als Anleger seine Aktien als Sicherheit hinterlegen. Sinkt deren Wert, muss man entweder
Geld nachschießen oder die Papiere verkaufen. Wenn jedoch viele Anleger ihre Positionen schließen, fallen die Kurse weiter und unter Umständen sogar noch stärker. Die Folge: Weitere Kredite geraten
in Schieflage.
Der schöne chinesische Aktienboom fiel genau wegen diesem Mechanismus jüngst wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Seit Mitte Juni musste dort bereits rund ein Drittel der Wertpapierkredite
aufgelöst werden. Parallel fielen die Aktienkurse ebenfalls um fast ein Drittel. Es braucht wenig Fantasie, um dies auf die US-Märkte zu übertragen.
US-Wirtschaft wächst stärker als erwartet
Doch noch gibt es kein Grund zur Panik. Zumal die Wirtschaft in den USA rund zu laufen scheint. So betrug das US-Wirtschaftswachstum im 2. Quartal 2015 laut erster Schnellschätzung annualisiert 2,3 %. Für das 1. Quartal 2015 wurde statt der bisher gemeldeten Schrumpfung um annualisiert 0,2 % ein Plus von 0,6 % ermittelt. Insofern fiel das US-BIP deutlich besser aus als gedacht.
Doch US-Unternehmen profitieren nicht
Da stellt sich die Frage, wie dieses gute Ergebnis zu den durchwachsenen Daten der US-Quartalssaison passt? Laut Informationen von meinem Kollegen Torsten Ewert stehen die Zeichen bei den Unternehmen nicht auf Wachstum, sondern auf Schrumpfung: Nachdem 70 % der Unternehmen des S&P 500 ihre Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt haben, scheinen die Umsätze um -3,1 % gesunken zu sein. Doch Herr Ewert liefert auch den passenden Grund dafür:
Blickt man auf die Details des BIP-Wachstums, dann ging das Wachstum im zweiten Quartal vor allem auf das Konto des privaten Konsums. Gleichzeitig stiegen die Importe überproportional an, was dem starken Dollar zugeschrieben werden kann. Die US-Verbraucher haben also wegen dem Wechselkurseffekt vor allem bei billigen Importwaren zugeschlagen. Entsprechend passen die starken BIP- Daten zu den schwachen Umsätzen der US-Unternehmen. Und das wiederum erklärt die verhaltene Kursentwicklung der US-Indizes.
Lesen Sie auch
Fazit
Die Gefahr für Kursverluste an den Börsen ist aktuell sehr hoch. Insbesondere können die Kurse weiter abrutschen, wenn die Verhandlungen mit Griechenland scheitern, die chinesische Wirtschaft durch
den Aktiencrash Schaden nimmt oder/und die Wertpapierkreditblase in den USA ebenfalls platzt. Zudem blieb die erwartete Sommerrallye bislang aus und die schwachen Herbstmonate stehen in Kürze vor
der Tür.
Mehr zu diesem Thema lesen Sie auf www.geldanlage-brief.de
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage
Sven Weisenhaus
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 09.08.2015)
Sie möchten zukünftig derartige Marktanalysen kostenlos in Ihr E-Mail-Postfach bekommen? Dann melden Sie sich zu unserem kostenlosen Börsennewsletter Geldanlage-Brief an.