US-Leitzinsen
Deutsche Bank fordert Zinserhöhung - „Je länger man wartet, umso größer die Risiken“
In dieser Woche sind alle Augen auf die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) gerichtet. Verkündet die Fed-Chefin Yanet Jellen am Donnerstag eine Erhöhung des aktuellen US-Leitzins von null Prozent und wenn ja, um wie viele Punkte?
Die Meinungen gehen weiter auseinander. So gehen die Experten der französischen Bank Exane BNP Paribas davon aus, dass die Fed erstmals seit der Finanzkrise den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte erhöhen wird. Dann wäre das erstmal vom Tisch. Auch wenn die Märkte kurzfristig negativ darauf reagieren dürften, würde ein solcher Schritt doch das Vertrauen der Fed in die Wirtschaft des Landes unterstreichen.
Auf der anderen Seite gehen mittlerweile zahlreiche Marktbeobachter davon aus, dass die Fed erst im Dezember diesen Schritt vollziehen wird. So auch die Commerzbank: „Wir halten es für wahrscheinlicher, dass die Fed noch einmal zögert und die Zinswende auf den Dezember verschiebt.“ Ein Grund seien die Turbulenzen in den Emerging Markets.
Die Analysten der DekaBank halten dagegen: „Wir rechnen damit, dass die Fed trotz Finanzmarktturbulenzen und Sorgen über den Wachstumsausblick der Schwellenländer die Leitzinsen anheben wird.“ Das Prognoserisiko sei jedoch hoch.
Deutsche Bank fordert straffe Geldpolitik
Und was sagt das größte Geldhaus im Lande? Die Volkswirte der Deutschen Bank fordern die US-Notenbank Federal Reserve zu einer strafferen Geldpolitik auf. „Unserer Ansicht nach sollte die Fed in dieser Woche die Leitzinsen erhöhen“, schreibt der Chefökonom der Bank, David Folkerts-Landau, in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung „Die Welt“. Und ergänzt: „Einen guten Zeitpunkt für Zinserhöhungen gibt es genauso wenig wie für einen Zahnarztbesuch. Aber auf die lange Bank schieben dürfte in beiden Fällen zu Schmerzen führen“, warnt der Volkswirt. „Die Fed sollte die Normalisierung des Zinsniveaus jetzt einleiten.“
Dass es so kommt, hält Folkerts-Landau für keineswegs sicher. Es sei vielmehr „gut möglich, dass sie (die Fed) untätig bleibt“. Angesichts der Abkühlung der Konjunktur in China und möglichen Verwerfungen auf den Finanzmärkten hatten zuletzt viele Experten vor einer Zinserhöhung in den USA gewarnt. So mancher Volkswirt glaubt inzwischen, dass die Fed zumindest noch bis zum Jahresende abwarten wird.
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Fed - Zögern wäre nicht gerechtfertigt
Ein solches Zögern wäre nach Ansicht von Folkerts-Landau ökonomisch nicht gerechtfertigt. „Die Divergenz zwischen der geldpolitischen Ausrichtung der Fed und der konjunkturellen Lage war nie größer als zurzeit“, mahnt er in der Zeitung. „Das Wachstum ist robust, und eine Arbeitslosenquote von 5,1 Prozent markiert für die Fed Vollbeschäftigung.“ Die Inflationsrate liege in Amerika nur aufgrund des starken Dollars und des niedrigen Ölpreises unter dem Fed-Ziel von zwei Prozent. Dies werde nicht von Dauer sein.
Nullzinsen - das beste Rezept für ein Überschießen
„Die robuste US-Konjunkturlage verlangt viel eher eine mindestens neutrale Geldpolitik – das heißt Leitzinsen von über drei Prozent ohne Aufblähung der Notenbankbilanz.“ Stattdessen verharren die Leitzinsen noch immer bei null Prozent und die US-Banken schwimmen in Liquidität. Folkerts-Landau hält diesen Kurs für riskant und stellt dem in der "Welt" entgegen: „Die Inflation stellt derzeit noch kein Problem dar; auf längere Sicht ist ein Nullzinsniveau jedoch das beste Rezept für ein Überschießen. Je länger man wartet, umso größer die Risiken.“ Sollten die Preise deutlich schneller zu steigen beginnen, „wäre die Fed gezwungen aggressiv zu Werke zu gehen und würde damit der US-Konjunktur wie auch der Weltwirtschaft erheblichen Schaden zufügen.“
China - Befürchtungen übertrieben
Die eingetrübte Lage in China sieht der Deutsche-Bank-Ökonom nicht als Anlass für ein weiteres Abwarten der Fed. Die Befürchtungen seien übertrieben weil sich in China lediglich eine leichter Verlangsamung des Wachstums abzeichne. „Selbst eine deutlich stärkere Abschwächung in China dürfte sich kaum spürbar auf das US-Wachstum auswirken.“ Auch mögliche negative Auswirkungen auf die Finanzmärkte relativiert Folkerts-Landau in der Zeitung: Die Aktienkurse seien im gesamten Jahresverlauf gestiegen – „trotz der anhaltenden Spekulationen über eine Zinswende in den USA“.