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     6653  6 Kommentare Die Ukraine zahlt nicht!

    Ist die Ukraine zahlungsunfähig oder nur momentan zahlungsunwillig? Eine spannende und dubiose Situation, in der wir uns da gegenwärtig befinden.

     

    Um es auf einen einfachen Nenner zu bringen: Bis Dezember gibt es nicht einmal Brühwürfel im Austausch oder als Rückzahlung für die fälligen Anleihen des Landes.

     

    Ich will kurz den Ablauf der Geschehnisse aufzeigen, exemplarisch anhand der am 13. Oktober fällig gewordenen Euro-Anleihe der Ukraine:

     

    Am 1.9.2015 teilte mir meine Bank mit: „Die Rückzahlung erfolgt gemäß den in dem Wertpapierprospekt festgelegten Bedingungen.“

     

    Mit Datum 29.9.2015 kam dann das bereits geschilderte Umtauschangebot, versehen mit der Klausel, dass dann, wenn die Mehrheit der Anleihegläubiger es annimmt, es für alle gilt. In diesem Zeitraum muss die Notierung der Anleihe auch auf „flat“ umgestellt worden sein, so dass der Kurs seitdem die Stückzinsen beinhaltete.

     

    Kurz vor der Fälligkeit der Anleihe am 13.10. konnte sie noch gehandelt werden. Anschließend war die Notierung ausgesetzt. Doch es passierte nichts.

     

    Auf mehrmalige Anfragen bei meiner Bank erhielt ich die Nachricht, dass man keine Informationen besitze.

     

    Gestern, am 30. 10., also knapp zwei Wochen nach Fälligkeit, bemerkte ich, dass die Anleihe plötzlich wieder gehandelt wird. Und meine Bank konnte nach längerer Suche eine Nachricht ausfindig machen, die ihr jedoch von ukrainischer Seite nicht aktiv übermittelt worden war.

     

    Diese Nachricht lautet folgendermaßen: “On 22.September 2015, the Cabinet of Ministers of Ukraine, on the basis of powers granted to it under Ukrainian law, adopted a resolution suspending scheduled payments of principal and interest, under certain dept instruments of Ukraine and FinInPro (described in the next paragraph) which fall due during the period from 23.September 2015 through 1.December 2015.”

     

    Übersetzt bedeutet das in Kurzform: Das ukrainische Kabinett hat eine Resolution verabschiedet, die geplanten Zahlungen von Kapital und Zinsen in der Zeit vom 23.September 2015 bis 1.Dezember 2015 auszusetzen.“

     

    Interessant ist daran das Datum: Am 22.9. hat man einseitig ein Rückzahlungsmoratorium beschlossen, und zwar für die Anleihe und die Zinsen, anschließend jedoch noch ein Umschuldungsangebot unterbreitet, das explizit die Zinszahlung beinhaltete.

     

    Das alles ist äußerst merkwürdig und unwürdig. Meine Sympathien für das Land wird das zwar nicht zerstören, doch man muss wohl sagen: Die Ukraine ist bisher mitnichten auch nur annähernd in Europa angekommen.

     

    Und was ist eine Staatspleite, wenn nicht das?

     

    Was aber noch weit erstaunlicher anmutet, ist, dass nirgendwo darüber berichtet wird. Da haben wir wegen der Ukraine unsere guten Beziehungen zu Russland ruiniert, und jetzt geht das Land pleite. Doch das interessiert hierzulande niemanden.

     

    Niemand hilft und niemand berichtet darüber!!!

     

    Aber wir haben ja unsere Flüchtlinge ...

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Die Ukraine zahlt nicht! Aber keiner berichtet darüber