Kapitalmärkte 2016
Negativzinsen für Sparer
In 2016 könnten Banken deutsche Sparern erstmals Negativzinsen bescheren, möglicherweise als „Gebühren“ bezeichnet. Das könnte den Prozess des Umdenkens hin zu alternativen Anlagemöglichkeiten beschleunigen und dazu führen, dass immer mehr Anleger diversifizieren.
Was war 2015? Per Saldo sind die meisten Anleihesegmente zum Jahresende fast unverändert im Vergleich zum Beginn des Jahres 2015. Trotz eines Zwischenzeitlichen Crashs am Rentenmarkt im Mai erreichten die Renditen der Bundesanleihen wieder Rekord-Tiefststände. Die Rendite einer Bundesanleihe mit zwei Jahren Laufzeit beträgt minus 0,35 Prozent, die mit fünf Jahren null Prozent und erst mit zehn Jahren Laufzeit ganze plus 0,5 Prozent. In der Schweiz beträgt die Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen derzeit gar minus 0,2 Prozent und erst Staatsanleihen mit 30 Jahre Laufzeit bringen ein Plus von 0,5 Prozent.
Die Gründe dafür sind dabei höchst unterschiedlich. Die Schweizer Notenbank hat die Zinsen sehr weit ins Minus gesenkt, um den enorm starken Schweizer Franken, der der Schweizer Wirtschaft derzeit massiv zusetzt, zu schwächen. Die EZB dagegen möchte mit den Negativzinsen und große Anleihekäufe die Konjunktur im Euroraum ankurbeln, um aus Angst vor einer deflationären Entwicklung eine höhere Inflationsrate zu erreichen.
Ausblick für 2016: Die EZB hat die Einlagenzinsen auf mittlerweile minus 0,3 Prozent gesenkt. Gleichzeitig wurde beschlossen, die Anleihekäufe von monatlich EUR 60 Milliarden um weitere sechs Monate zu verlängern. Es ist nunmehr nur eine Frage der Zeit, wann die erste Bank negative Einlagenzinsen auf Kontokorrentguthaben und Termingelder verlangen wird. Im Anschluss werden alle anderen bonitätsstarken Banken wohl nachziehen.
Aufgrund der Geldflut durch die EZB sieht es danach aus, dass die Zinsen bei länger laufenden Anleihen im Euro-Raum in 2016 weiterhin extrem niedrig bleiben werden. Diese sehr niedrigen Zinsen, nicht zu vergessen aber auch nicht die niedrigen Energiekosten, könnten sowohl die Konsumneigung als auch die Bautätigkeit in Europa, allen voran in Deutschland, weiter beleben.
Des Weiteren könnte ein Teil der sich allein in Deutschland auf etwa 2,1 Billionen Euro summierenden Tages- und Termingelder in schwankungsbreitere Investments, also vornehmlich der Aktien, fließen.
In den USA ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass der jüngsten erstmaligen Zinsanhebung der FED zunächst weitere Anhebungen folgen sollten. Schließlich waren die letzten veröffentlichten Wirtschaftsdaten eher enttäuschend. Der starke US-Dollar beschert dem Export anscheinend deutliche Bremsspuren.
Fazit: In 2016 könnten Banken deutsche Sparern erstmals Negativzinsen bescheren, möglicherweise als „Gebühren“ bezeichnet. Das könnte den Prozess des Umdenkens beschleunigen und dazu führen, dass immer mehr Anleger in verschiedene Anlageklassen diversifizieren.
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