EZB-Geldpolitik
Helikopter-Geld ist rapide im Anflug! Fluch oder Segen des Geldregens?
In den vergangenen Jahren haben die US-Notenbank, die EZB und die japanische Notenbank ein gigantisches geldpolitisches Experiment durchgeführt, dass sich viele normal Denkende noch vor zehn Jahren niemals hätten vorstellen können. Inzwischen gewinnt das Thema Helikopter-Geld bei Notenbankern und Volkswirten zusehends an Beliebtheit. Es wird schneller kommen, als vielen Bürgern lieb ist.
Das geldpolitische Experiment der Notenbanken ist gescheitert: Laut den Berechnungen der Bank of America haben die weltweiten Notenbanken seit der 2008er-Schuldenkrise die Zinsen 637 Mal gesenkt und umgerechnet 12,3 Billionen Dollar gedruckt. All die Jahre über haben der Ex-Chef der US-Notenbank Ben Bernanke, EZB-Chef Mario Draghi und der Chef der japanischen Notenbank Haruhiko Kuroda behauptet, dass das immer gigantischere Gelddrucken für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum sorgen würde. Die Tatsache ist aber, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft angesichts der dramatischen Schuldenberge in den USA, Europa, Japan und China massiv abgeschwächt hat. Etliche Experten warnen vielmehr, dass das Wachstum im laufenden Jahr bereits auf zwei Prozent oder sogar darunter sinken könnte.
Inzwischen wird Helikopter-Geld zum heiß diskutierten Thema. Neben den Notenbankern beschäftigen sich auch zusehends mehr Volkswirte und andere Experten mit dem Thema. „Was bedeutet Helikopter-Geld? Nichts anderes, als dass die Zentralbank direkt an die Bürger Geld verschenkt. Hört sich wie ein Scherz an, ist aber ernst gemeint. In volkswirtschaftlichen Lehrbüchern kommt die Idee gelegentlich vor – als Karikatur einer inflationären Geldpolitik“, schrieb Stefan Bielmeier Chefvolkswirt der DZ Bank. „Aber nach all den geldpolitischen „Innovationen“, die wir in letzter Zeit gesehen haben, ist es nicht mehr völlig abwegig, dass nun auch Helikopter-Geld als eine reale Möglichkeit diskutiert wird. Im Grunde handelt es dabei nämlich lediglich um eine radikalere Variante der Geldpolitik, die die EZB mit dem aktuellen Staatsanleihen-Kaufprogramm betreibt. Zusätzliches Geld soll die Liquidität im Wirtschaftssystem erhöhen, es soll ausgegeben werden und so die Nachfrage und nachfolgend die Inflation in Richtung zwei Prozent bringen.“
Helikopter-Geld ist gefährlich
Eine andere Möglichkeit von Helikopter-Geld wäre, dass einzelne Staaten der Euro-Zone Anleihen direkt an die EZB verkaufen würden und das Geld in Infrastrukturausgaben stecken oder über Steuersenkungen an die Bürger weitergeben. Die deutschen Banken beschäftigen sich aktuell vor allem damit, dass das Helikopter-Geld schwer umgesetzt werden könne und gegen den EU-Vertrag verstoße, demnach eine direkte Staatsfinanzierung durch die Notenpresse verboten ist. „Aber Helikoptergeld ist nicht nur schwierig in die Realität umzusetzen, es ist auch gefährlich. Es würde wohl gegen den EU-Vertrag verstoßen und als geschenktes Geld die Grundlagen der Marktwirtschaft gefährden“, schreibt Michael Schubert, Analyst bei der Commerzbank. „Nicht nur wegen des Einstiegs in die monetäre Staatsfinanzierung halten wir Helikoptergeld für bedenklich. Es ist auch deswegen gefährlich, weil es geschenktes Geld ist. Die Menschen erfahren, dass sie Geld nicht mehr durch Arbeit verdienen müssen, sondern ohne Gegenleistung erhalten“, so Schubert.
Helikopter-Geld löst bestenfalls Strohfeuer aus
Aber kann Helikopter-Geld überhaupt funktionieren? Immerhin haben die Bürger auch die Möglichkeit, das Geld zu sparen. Im besten Fall würden sie es zwar ausgaben, damit aber nur für ein konjunkturelles Strohfeuer sorgen. „Aber da es sich um ein einmaliges Geschenk handelt, bedeutet das nicht wirklich eine Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Die Anbieter von Gütern oder Dienstleistungen, die in den Genuss der Ausgaben kommen, haben keinen Grund, ihre Produktion zu erhöhen und keinen Grund, höhere Preise zu verlangen. Denn nach dem einmaligen Ausgabenschub ist ja alles schon wieder vorbei. Um überhaupt eine Chance auf Wirksamkeit zu haben, müsste das Helikopter-Geld dauerhaft niederregnen“, schreibt DZ-Experte Bielmeier.
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EZB dürfte bereits intensiv an Helikopter-Geld arbeiten
Würden diese hervorragenden Argumente bedeuten, dass die EZB möglicherweise gar kein Helikopter-Geld einführen wird? Nein. „Das ist ein sehr interessantes Konzept“, sagte Draghi bei der Pressekonferenz nach der EZB-Sitzung am 10. März. „Die EZB hat sich noch nicht mit dem Konzept beschäftigt.“ Jedem, der die Politik von Draghi schon länger verfolgt, sollte klar sein, dass sich die EZB sehr wohl mit dem Thema beschäftigt haben dürfte. Die EZB hat in den vergangenen Jahren ihr Mandat wiederholt sehr weit gedehnt und ist längst über ihr Mandat der Geldwertstabilität hinausgegangen, indem sie massiv Staatsanleihen auf. Wenn das keine Finanzierung der Staatsausgaben durch die Notenpresse ist, was dann?
In den nächsten Monaten dürfte Draghi den eingeschlagenen, völlig falschen Weg, konsequent weitergehen. Die nächsten Schritte der irrwitzigen Politik dürften die Aufstockung des Gelddruckprogramms auf 100 Mrd. Euro pro Monat sein und das Drücken der Strafzinsen noch viel tiefer in den negativen Bereich. Anschließend dürfte Draghi dann Helikopter-Geld einführen. Das Ende dieses katastrophalen Experiments dürfte jedem normal Denkenden längst klar sein: eine hohe Inflation. Das zunehmend gigantische Gelddrucken erhöht das Risiko einer Hyperinflation wie zu Zeiten der Weimarer Republik enorm.