Märkte in den Händen von Carry-Tradern - Seite 2
Risiken von Carry-Trades
Die Risiken bei dieser Art der Spekulation bestehen in Zinsänderungen und Wechselkursschwankungen. Durch die Transparenz der Notenbanken und deren eingeschlagenen jeweils Zinspfaden ist das Zinsänderungsrisiko gering. Bleibt demnach das Wechselkursrisiko. Und hier macht sich die SKS im USD/JPY deutlich bemerkbar.
Yen-Aufwertung bringt Carry-Trader in Bedrängnis
Nehmen wir an, ich hätte als Carry-Trader im Sommer vergangenen Jahres 10.000 Dollar in den USA anlegen wollen. Dazu hätte ich Schulden in Höhe von 1.258.500 Yen aufnehmen können (USD/JPY-Wechselkurs am 05.06.2015: 125,85). Würde ich diesen Kredit gestern zurückzahlen, dann könnte ich durch die USD/JPY-Wechselkursänderung aktuell nur knapp 1.090.000 Yen bedienen. Es würden also fast 170.000 Yen an Schulden übrig bleiben. Das sind mehr als 1.300 USD bzw. 13 Prozent meines Kredites. Der in diesem Zeitraum erzielte Gewinn (durch Anleiherenditen oder Aktiendividenden) in den USA kann dies nicht ausgleichen. Entsprechend hätte ich einen Währungs- bzw. Wechselkursverlust erlitten.
Carry-Trader mussten also schon vorher bei fallenden Wechselkursen ihre Kredite zurückzahlen (oder absichern), um keine Verluste zu erleiden. Dazu mussten sie ihre Investitionen, z.B. die Aktienpositionen, in den USA auflösen (oder absichern). Diese Verkäufe drückten auf die Aktienkurse. So erklärt sich der Gleichlauf der Indizes zum USD/JPY. Und da natürlich auch europäische Aktien als mögliche Anlage in Frage kommen und die US-Börse immer auch noch den Takt der europäischen Börsen vorgibt, wirkte sich dies auch auf den DAX aus.
Ein wieder steigender USD/JPY-Wechselkurs ist also gut für Carry-Trader und verringert den Druck, Positionen auflösen zu müssen. Er kann sogar dazu führen, dass neue Carry-Trades eingegangen werden. Insofern kann der gestrige DAX-Anstieg auch mit einer deutlichen Erholung des USD/JPY-Kurses (grüner Kreis im Chart) in Zusammenhang gebracht werden:
Fazit
In einer globalisierten Welt wird das Anlegen an der Börse zu einem immer komplexeren Thema. Es gibt diverse Wechselwirkungen zu beachten. Zudem wird an der Börse immer eine neue „Sau durchs Dorf gejagt“. So haben in der Vergangenheit erst Griechenland, dann China und zuletzt die Ölpreise die Kurse bewegt. Auch die Carry-Trades können in dieser Zeit ein Kurstreiber für die weltweiten Märkte gewesen sein.
Um an der Börse erfolgreich zu sein, muss man jedoch all diese Faktoren nicht permanent ausführlich analysieren. Man kann es sich auch einfacher machen, indem man auf die Charts achtet. Hier erkennt man frühzeitig, wie sich die großen Marktteilnehmer positionieren. Und das macht das Investieren an der Börse wieder sehr viel einfacher.
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Viele Grüße
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)