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Telekomsektor: immer noch unser Top-Favorit - Seite 2
Die Einführung dieser neuen Technologien findet in einem investitionsfreundlichen Regulierungsumfeld statt. Nachdem die Regulierungsbehörden in der Vergangenheit den Preis als einziges Bewertungskriterium für die Wettbewerbsintensität verwendet haben, richten sie mittlerweile ihren Fokus auf die Gewährleistung günstiger Rahmenbedingungen für Investitionen. Das Ziel besteht gleichermaßen darin, auf den starken Zuwachs des Datenverkehrs zu reagieren und einen intensiveren technologischen Wettbewerb der Netze zu fördern.
Die Auswirkungen dieses neuen Investitionszyklus auf die Erträge der Betreiber sind seit Ende 2013 zu erkennen und erklären den Großteil der verbesserten Ergebnisse. Im europäischen Mobilfunkmarkt beispielsweise besteht ein klarer Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Durchdringungsrate von Hochleistungsnetzen und den Umsätzen der wichtigsten Betreiber. Die Errichtung von LTE-Netzen zieht Kunden an, die auf Hochleistungsnetze setzen, was wiederum eine unmittelbare Auswirkung auf deren Datenkonsum hat.
Diese positiven Wechselwirkungen sind besonders in den Ländern zu beobachten, in denen die Durchdringung von Hochleistungsnetzen am größten ist. In den nordischen Ländern beispielsweise erreicht die Penetrationsrate bereits bei 50 Prozent, weil dort die LTE-Technologie früher eingeführt wurde als in den anderen Ländern. Die Umsatzsteigerung bei den nordischen Betreibern zeigt sich beispielsweise bei Elisa: Das Unternehmen verzeichnet seit mehreren Quartalen Zuwächse von 5-10 Prozent und profitiert dabei von der wachsenden Datennachfrage.
Italien hinkt noch hinterher
Andere Länder wie Italien sind weniger weit fortgeschritten. Im Festnetzbereich haben die geringe Wettbewerbsintensität am Markt (Abwesenheit von Kabelbetreibern) und die dominante Stellung von
Telecom Italia die Investitionen im Breitbandbereich gebremst. Die Breitband-Durchdringung in Italien liegt bei 60 Prozent und ist damit im europäischen Vergleich die geringste (europäischer
Durchschnitt: 83 Prozent). Aus den gleichen Gründen ist das Land beim Bau von Hochleistungsnetzen gegenüber den restlichen Ländern Europas deutlich im Rückstand. Aus dieser Perspektive ist die
jüngste Ankündigung von Enel, ein Glasfasernetz in Italien aufzubauen, nicht unbedingt negativ zu bewerten. Zwar stellt sie zunächst die Wettbewerbsposition von Telecom Italia in Frage und bewegt
den Konzern dazu, seine Investitionen zu beschleunigen. Diese Anstrengungen werden jedoch durch die größere Durchdringung von Breitband- und Hochleistungsnetzen belohnt, was sich positiv auf die
Gewinne auswirken dürfte.
Die jüngste Aufgabe von Fusionsprojekten sollte aber nicht als das Ende des positiven Gewinnzyklus bei europäischen Telekombetreibern angesehen werden. Die positiven Auswirkungen des
Investitionszyklus in Hochleistungsnetze werden erst noch kommen. Das Neubewertungspotenzial ist bei weitem nicht ausgeschöpft und bestärkt uns in unserer Entscheidung, die Aktien von
Telekombetreiber nach wie vor stark zu gewichten.
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