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     2737  2 Kommentare Endlich das Ende

    Ich muss gestehen, dass mir ein mächtiger Stein vom Herzen gefallen ist, dass die Deutsche Mannschaft bei der EM gescheitert ist. Denn es reicht doch wirklich, wenn wir die Südländer der EU wirtschaftlich strangulieren, wir müssen es doch nicht auch noch fußballerisch machen.

     

    Über ein weiteres Ende freue ich mich jedoch genauso. Denn endlich ist die beinahe endlose Ukraine-Spekulation zu Ende gegangen. Und es ist eine gutes Ende, wie ich finde, vielleicht besitzt die Ukraine ja eine bessere Bonität als manche große Geschäftsbank?

     

    Zur Erinnerung: Meine Spekulation in Ukraine-Anleihen hatte sich gut gerechnet, ich konnte sie zwei Mal zu 50 % des Kurswertes kaufen und weit höher verkaufen. Das erste Mal bei fast 100%, doch dann kam das Umschuldungsangebot.

     

    Dieses besagte, für nominal 1.000 Euro der alten Anleihe 800 Euro nominal einer neuen zu erhalten, plus 200 Euro einer an der Wirtschaftsleistung (GDP) orientierten Anleihe. Plus Stückzinsen.

     

    Die Altanleihe stand damals bei etwas über 80 %. Ich habe meine Papiere damals zu diesem Kurs verkauft, weil ich den Griechenland-Fall befürchtete, dass nämlich die neuen Anleihen genauso notieren würden wie die alten, was hier bedeutet hätte: 80 % von 80 % sind nur noch 64 %.

     

    Einen Rest hatte ich jedoch behalten, der unter dem Mindest-Umtauschwert lag. Um zu sehen, was passiert und wie sie sich das rechnet.

     

    Es dauerte schließlich ewig, ging hin und her, mehrere Einbuchungen und Ausbuchungen, Steuergutschriften, Steuerbelastungen, dann alles in Dollar gewechselt und anschließend wieder zurückgetauscht, doch jetzt habe ich das Endresultat:

     

    Für 1.000 Euro der Altanleihe wurden mir über 800 Euro nominal gewährt, die man schließlich zu einem Kurs von 98,2 % einlöste. Ich habe also tatsächlich 800 für 800 bekommen. Der Griechenland-Fall ist nicht eingetreten.

     

    Hinzu kommt noch die ans GDP gekoppelte Anleihe, die ich gerade zu 32,5 % verkauft habe. Das macht noch einmal 32,5 % von 200 Euro, also 65 Euro, die zu den 800 hinzukommen.

     

    Nach dem Umtausch hat es somit summa summarum 86,5 % vom Nominal gegeben. Der Umtausch ist also besser gelaufen als der freihändige Verkauf vorher. Doch auch der hatte sich ja gerechnet, allerdings nur für diejenigen, die während des Verfalls gekauft hatten.

     

    Der Coupon der Altanleihe ist hingegen verloren. Also nix mit Stückzinsen. Das war er allerdings auch beim freihändigen Verkauf nach Bekanntgabe des Umschuldungsangebotes bereits der Fall.

     

    So etwas macht man eigentlich nicht, denke ich, doch insgesamt finde ich das unter dem Strich alles ziemlich in Ordnung. Bislang sind alle Umschuldungen, die ich mitgemacht habe, profitabel gewesen. Bis auf Griechenland.

     

    Ich werde jetzt allerdings nicht mehr in der Ukraine investieren. Obwohl alle dort in 2015 neu emittierten Anleihen nur knapp unter pari stehen, hohe Coupons besitzen und Renditen von über 8,5 % p.a. bieten.

     

    Doch ich denke, man sollte nicht versuchen, das Glück herauszufordern.

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Endlich das Ende Ukraine bessere Bonität als große Geschäftsbanken?