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     3367  0 Kommentare Jackson Hole – mehr unkonventionelles - Seite 3

    Die Fed hat mit der Amtsübernahme durch Yellen verschiedentlich zaghafte Schritte unternommen, die Leitzinsen zu erhöhen. Immer kam (gerade noch rechtzeitig) ein Ereignis um die Ecke, das als Vorwand gut genug war, um das Vorhaben zurückzustellen. Die Fed bezeichnet ihr Vorgehen als Daten getrieben. Sie hat mehrfach ihre kritischen Schwellen verändert, wenn Daten dabei waren, diese zu reißen und damit einen Zinsschritt zu triggern. Eine vorausschauende, strategisch ausgerichtete und damit verlässliche Politik sieht anders aus. Die Fed ist nicht Herr der Lage, sondern eher getrieben durch die Angst vor den Folgen ihrer eigenen Politik.

    Ein wesentliches Element der “modernen” Geldpolitik ist das Bemühen, die eigene Währung zu schwächen. Hier lauern unerwartete Konsequenzen, wie sich an der Reaktion des Yen auf die Einführung negativer Zinsen in Japan Ende Januar gezeigt hat. Man hätte eigentlich weitere Schwäche erwarten sollen, stattdessen erstarkte die japanische Währung nachhaltig. Bisher reagiert der Dollar „planmäßig“, indem er mit zunehmendem Zinsdifferential Stärke ausbildet. Dies muss nicht so bleiben. Und wenn es nicht so bleibt, wäre das ein deutliches Warnzeichen.

    Das eigentliche Problem der Weltwirtschaft ist die hohe Verschuldung, deren Finanzierung zu viel der jährlichen Wertschöpfung kostet. Dieses Problem wird zwar durch immer weiter sinkende Zinsen geringer – aber nur dann, wenn noch genügend Wachstum übrig bleibt. Das ultra-niedrige bis negative Zinsniveau gibt falsche Anreize. Konsumverzicht wird bestraft, ebenso wie Sparen und kapitalbasierte Altersvorsorge. Zudem steigt durch die immer weiter zunehmende Verschuldung die Gefahr finanzieller Instabilität. Dies erhöht das Risiko, dass den Zentralbanken das Heft völlig aus der Hand gleitet, nämlich dann, wenn große Akteure auf den Bondmärkten in Erwartung oder als Reaktion auf das Platzen der Bond-Blase Positionen verkaufen und damit die Renditen hoch treiben.

    Der folgende Chart stellt in einem einfachen Modell dar, wie sich die Entwicklung der Gesamtverschuldung im Verhältnis zum Wachstum auswirkt. Dieses Modell meldet aktuell wieder wie 2012/2013 Schulden-induzierten „Trouble“.

    Die reale Geldbasis schrumpft in den USA im Juli gegenüber dem Vorjahr um 5,9%. 2012/2013 gab es schon einmal eine ähnlich lange Periode schrumpfender Geldmenge. Auch der TED-Spread zeigt eine Abnahme der Liquidität.

    Liquiditätsbewegungen sind eine der wichtigsten kurzfristigen Determinanten für Assetpreis-Veränderungen. Abnehmende Liquidität bedeutet üblicherweise kurzfristig geringeres Entwicklungspotenzial bei den Kursen/Preisen.

    Häufig geht mit dem Beginn des Septembers ein Klimawechsel in den Finanzmärkten einher. In den vergangenen Wochen hat sich der S&P 500 kaum von der Stelle bewegt, er ist in einer engen Handelsspanne gefangen. Diese geringe Volatilität wird sich alsbald auflösen, irgendwelche zarten Hinweise auf einen Zinsschritt oder eben keinen taugen bestenfalls als Katalysator für ohnehin „im Rohr“ befindliche Entwicklungen.

    Auf dem jährlichen Zentralbanker-Treffen in Jackson Hole steht die Frage im Mittelpunkt, wie sich stabile geldpolitische Rahmenbedingungen schaffen lassen. Kurzfristig erwarten die Akteure an den Finanzmärkten Aufschluss über das Timing der Leitzinspolitik in den USA. Einmal mehr wird vor einem Zinsschritt gezittert, der durch angeblich verbesserte Rahmenbedingungen der Realwirtschaft wahrscheinlicher geworden sein soll. Im Sinne der strategischen Ausrichtung der Geldpolitik deutet einiges darauf hin, dass wir uns noch wundern werden über den Strauß an unkonventionellen Maßnahmen, den uns die Zentralbanker künftig servieren werden.

    Nachtrag:
    (27.8.16) Fed-Chefin Yellen hat wie erwartet einen baldigen Zinsschritt in Aussicht gestellt. Wirtschaftliche Rahmendaten, wie Beschäftigung und Preisniveau, näherten sich den Zielbereichen, sagte sie. Der S&P 500 beschloss die gestrige Sitzung nach volatilem Handelsverlauf knapp behauptet.

    Quelle: http://www.timepatternanalysis.de/Blog/2016/08/26/14938/

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Jackson Hole – mehr unkonventionelles - Seite 3 Der amerikanische Luftkurort Jackson Hole steht alljährlich Ende August im Fokus der Finanzindustrie. Hier treffen sich die Zentralbanker und andere Eliten zum geldpolitischen Symposium. In diesem Jahr geht es um das Thema, wie sich stabile …