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     2080  0 Kommentare Auch dieses Jahr wieder – was bringt das nächste? - Seite 3

    Wichtig ist in Bezug auf die Entwicklung des Dollar auch, was die VR China tut. Sie hatte bis Anfang 2014 über den Kauf von US-Staatsanleihen dem Aufwertungsdruck der eigenen Währung gegenüber dem Dollar noch entgegengearbeitet. Danach wendete sich das Blatt, das Währungspaar Dollar/Yuan stieg im Zuge der allgemeinen Erstarkung des Dollar wieder an, gleichzeitig begann die chin. Regierung Währungsreserven zu verkaufen. Die USA werfen der VR China vor, ihre Währung nach unten zu manipulieren, um im Export zu profitieren. Das gilt erst recht für Trump, der das Land zum handelspolitischen Feindbild hoch stilisiert. Lässt er den verbalen Attacken reale Maßnahmen folgen, etwa Einfuhrzölle auf chinesische Waren, dürfte das die Flucht ausländischen Kapitals beschleunigen. Der Dollar würde stärker, der Yuan schwächer. Die chinesische Regierung könnte mit einem verstärkten Verkauf von Währungsreserven reagieren, was die US-Bond-Renditen steigen ließe und „Trumponomics-avers“ wäre. Es ist zu früh, sich hier auf ein Szenario fest zu legen – klar ist aber, dass die VR China nicht ohne Optionen ist.

    Alles in allem glaube ich nicht, dass im Euro/Dollar in 2017 die Parität erreicht wird. Das Währungspaar dürfte sich im kommenden Jahr volatil in Richtung 1,10/1,15 bewegen. Dem Dollar-Index traue ich bis Jahresende 2017 ein Potenzial bis 1,08 zu. Das würde bedeuten, dass der Dollar in Bezug auf die in diesen Währungskorb enthaltenen Währungen Yen, britisches Pfund und kanadischer Dollar deutlicher an Wert gewinnt.

    Prinzipiell liegt die Trendwende bei den Renditen nach mehr als drei Dekaden Hausse in Anleihen, gleichbedeutend mit Baisse bei den Renditen, nahe. Sollte sich diese allerdings tatsächlich manifestieren, käme sehr schnell eine sich selbst verstärkende Bewegung in Gang, bei der die großen Versicherungen als Kapitalsammelstellen ihre Bestände an Anleihen auf den Markt werfen, um Buchgewinne zu realisieren. Das könnte die gewaltige Anleiheblase platzen lassen – eine Perspektive, die die Zentralbanken mit allen Mitteln zu verhindern versuchen müssen.

    Auch aus diesem Grund bleibt der Anstieg der Renditen von US-Staatsanleihen bei einer Trump’schen Konjunkturbelebung limitiert. Ich sehe die Rendite der zehnjährigen TNotes zum Jahresende 2017 unterhalb von 2,5%, 30-jährigen TBonds unterhalb von 3,5%. Im Mai hatte die Renditedifferenz am langen Ende ein Maximum bei knapp 0,9% erreicht, aktuell 0,6%. Eine flacher werdende Zinstruktur ist weder ein Plädoyer für stark steigende Renditen, noch für ein hohes Wachstumspotenzial. Da die EZB an ihrem QE-Programm bis mindestens Ende 2017 festhält, ist die Entwicklung der Renditen europäischer Anleihen noch stärker limitiert. Die Illusion stabiler und sicherer Anleihemärkte ist hier angesichts der hohen Staatsverschuldung und des aufgeplusterten Bankensystems besonders wichtig. (Zum Bankensystem der Eurozone siehe hier – die Zahlen sind zwar einige Jahre alt, aber im Grundsatz hat sich wenig geändert: Das Bankensystem der Eurozone ist völlig überdimensioniert und kapitalmäßig schwach aufgestellt). Damit bleibt der relative Vorteil von Aktienanlagen gegenüber Anleihen in der Eurozone weiterhin größer als in den USA, Dividenden werden Zinsanlagen vorgezogen.

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    Klaus Singer
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