checkAd

     2080  0 Kommentare Auch dieses Jahr wieder – was bringt das nächste? - Seite 4

    US-Aktien dürften durch die Trumponomics übergeordnet noch Rückenwind haben. Die USA gelten wirtschaftlich und politisch als sicherer Hafen, in Europa droht politisch ein Wahljahr mit voraussichtlichen Gewinnen rechter, EU-feindlicher Strömungen. Die EZB hat bereits klar gemacht, dass sie diesbezüglich Vorsorge trifft. Damit wird hier spekuliert auf eine noch üppigere Liquiditätsausstattung, die wie bisher schon die Asset-Preise steigen lassen könnte. Und das auch bei weiter schwacher Gewinnentwicklung der Firmen in der Eurozone und Deutschland. In den USA dürften die Trumponomics ein wieder etwas besseres Gewinnwachstum unterstützen, obwohl die Schere zwischen Lohnkosten und Profiten seit einiger Zeit aufgeht. Da hier nahezu Vollbeschäftigung erreicht ist, führt jede weitere Auslastung der Kapazitäten zu einem überproportionalen Kosteneffekt. Dadurch ist das Potenzial einer Verbesserung der Unternehmensgewinne nicht sehr üppig, eine positive Entwicklung der Aktienkurse aber immer noch eher durch fundamentale Faktoren gestützt als in Europa, wo Aktien v.a. relativ zu Zinsanlagen punkten können.

    Der in den USA gegebene Lohnkostendruck schlägt recht direkt auf die Preise durch. Das wiederum nährt die Inflationsillusion (siehe u.a. hier und hier), die zu Beginn einer Episode steigender Preise häufig die Kurse von Aktien noch unterstützt. Ich denke, dass auch aus diesem Grund bis weit in das kommende Jahr hinein Aktien als Anlageklasse favorisiert werden. Ich vermute allerdings, dass es etwa ab der Jahresmitte zu einem Realitätscheck kommt, bei dem die hohen Bewertungen auf den Prüfstand kommen. Bis dahin müssten auch die Trumponomics erste Effekte zeigen. Dann könnte eine gewisse Desillusionierung (oder „sell the news“-Haltung) einsetzen, weshalb in der zweiten Jahreshälfte Aktien eher zu Schwäche neigen dürften. Ob die Phase des spekulativen Überschwangs dann noch weiter geht oder sich Umkehrformationen in den Indices bestätigen? Warten wir es ab.

    Bei Rohstoffen gibt es überall Bodenbildungstendenzen. Das ist umso beachtlicher, als dass der Dollar-Index auf 14-Jahres-Hoch steht, denn üblicherweise sind Dollar-Index und Rohstoffpreise negativ korreliert. Der CRB-Index hat mittlerweile seine Abwärtslinie vom Hoch aus Mitte 2008 überwunden. Er dürfte sich im Verlauf des Jahres 2017 bis in den Bereich 220/230 vorarbeiten (aktuell 190). Bei Öl Brent besteht meines Erachtens Potenzial bis in den Bereich 63/70 Dollar, aktuell 55,60. Die unter Trump wahrscheinliche Lockerung von Umweltauflagen würde das Angebot an „Fracking-Öl“ steigern, das in dem Moment verstärkt auf den Markt kommt, wo der bei dieser Fördermethode oberhalb von 55/60 Dollar liegende Break-even erreicht ist. Das würde den Preisauftrieb ebenso deckeln wie die nicht gerade überschäumenden Wachstumskräfte in der Weltwirtschaft.

    Seite 4 von 5



    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte



    Klaus Singer
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Das Buch von Robert Rethfeld und Klaus Singer: Weltsichten - Weitsichten. Ein Ausblick in die Zukunft der Weltwirtschaft.
    Mehr anzeigen

    Verfasst von Klaus Singer
    Auch dieses Jahr wieder – was bringt das nächste? - Seite 4 Alle Jahre wieder lädt das Jahresende zum Ausblick auf das kommende Jahr ein. Bei einem längerfristen Blickwinkel auf die Finanzmärkte sind die strukturellen Tendenzen relevanter als die kurzfristigen Faktoren, die häufig spekulativ …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer