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    Börsen-Zeitung  437  0 Kommentare Scheitern 5.0, Kommentar zur geplanten Börsenfusion von Claus Döring - Seite 2


    Fusionsversuche - dreimal London, einmal Euronext, einmal Nyse. Mit
    dem Schlagwort "Börse 4.0" hat Kengeter zumindest den Eindruck
    erweckt, als sähe er für sich und die Deutsche Börse auch bei
    geplatztem Deal noch genügend Entwicklungspotenzial.

    Dass die LSE, die nicht ohne Grund nun ihre Stärke auf
    Stand-alone-Basis betont, in der weltweiten Konsolidierung schon bald
    das nächste Übernahmeziel der großen amerikanischen Börsenbetreiber
    sein könnte, pfeifen die Spatzen nicht nur in London von den Dächern.
    Schließlich waren LSE und Deutsche Börse vor einem Jahr einem Gebot
    der amerikanischen ICE für London nur knapp zuvorgekommen. Die
    Entwicklungsperspektiven der LSE sind mit dem Brexit eingeschränkt,
    und wie man jetzt sieht, auch die politischen Handlungsmöglichkeiten.
    Offensichtlich sah die LSE-Führung keine Chance, in der Sitzfrage die
    von Frankfurt erwarteten Zugeständnisse machen zu können, nicht
    einmal für einen Doppelsitz der rechtlichen Holding. Nun wird man in
    London lernen müssen, dass auch "Kronjuwelen" wie die LSE kein Wert
    an sich sind, sondern von der Wertschätzung Dritter abhängen. Eine
    solche Wertschätzung, wie sie im Fusionsvertrag zwischen Deutscher
    Börse und LSE zum Ausdruck kam und kommt, wird man in London nach dem
    Brexit nicht mehr finden. LSE-Chef Xavier Rolet wird sich für seine
    Aktionäre, die dem Fusionsplan mit 99 Prozent zugestimmt hatten, eine
    bessere Begründung einfallen lassen müssen als Amore-Rufe Richtung
    Italien wie in der Mitteilung vom Sonntagabend.

    In Wiesbaden werden die Sektkorken geknallt haben - unabhängig vom
    Rosenmontag. Denn die Rolle des Spielverderbers im Börsenmonopoly
    bleibt der hessischen Börsenaufsicht und dem Wirtschaftsministerium
    des Landes nach Lage der Dinge erspart, da vorher die Bedingungen der
    EU-Kommission nicht erfüllt werden. Insofern hat Wirtschaftsminister
    Tarek Al-Wazir alles richtig gemacht, als er sich als Aufseher zur
    Sache selbst mit Hinweis auf die noch ausstehenden Prüfungen bedeckt
    hielt, die politische Problematik eines Holdingsitzes in London nach
    der Brexit-Entscheidung aber von Mitgliedern der Landesregierung und
    anderen Institutionen klar kommuniziert wurde.

    Es wird Carsten Kengeter, der als designierter CEO der
    europäischen Superbörse am meisten zu verlieren hat, nicht trösten,
    ihm aber vielleicht als Börse-Vorstandsvorsitzenden den Rücken
    stärken: Im Konsolidierungskampf der großen Börsenbetreiber ist die
    Deutsche Börse nicht in der Opferrolle. Eine feindliche Übernahme ist
    dank der Wiesbadener Aufsicht de facto nicht möglich. Und eine
    freundliche Übernahme oder Fusion nur zu Bedingungen, die sowohl dem
    Börsenbetreiber Deutsche Börse als auch dem Finanzplatz nutzen. Der
    größte Börsenbetreiber Europas kann ohne Hektik und Existenznot
    darauf setzen, dass nach dem Scheitern 5.0 eine Chance 6.0 kommt.

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    Börsen-Zeitung Scheitern 5.0, Kommentar zur geplanten Börsenfusion von Claus Döring - Seite 2 Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter muss sein Vokabular erweitern. "Das Wort scheitern will ich nicht benutzen", sagte er noch vorigen Sommer mit Blick auf die absehbaren Fusionshürden beim geplanten Zusammenschluss von Deutsche Börse AG und …

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