Daimler: Im Abwärtsstrudel
Für die Aktie von Daimler war die letzte Woche mal wieder eine große Enttäuschung, die Durchsuchungen im Rahmen des Diesel-Abgasskandals trübten die Stimmung, hinzu kommen Sorgen zum weiteren Wachstumspotenzial. Doch es gibt auch positive Nachrichten, die an der Börse im Moment ignoriert werden.
Daimler hat ein glänzendes erstes Quartal hingelegt und im Anschluss die Jahresprognose angehoben, statt eines leichten Wachstums von Absatz, Umsatz und EBIT wird nun für das Gesamtjahr ein deutlicher Anstieg erwartet.
Der Aktie hat das nicht geholfen, zuletzt ist sie auf den niedrigsten Stand in diesem Jahr abgesackt. Seit Februar haben sich der Weg des Daimler-Papiers und des DAX zunehmend getrennt, mittlerweile hat der Leitindex den Autobauer um satte 15 Prozentpunkte outperformt.
Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass nach wie vor ziemlich unklar ist, welche Strafen Daimler im Diesel-Abgasskandal drohen. Die Untersuchungen in Deutschland dürften isoliert betrachtet nur ein begrenztes Risiko bergen, richtig teuer wird es hingegen, wenn die USA größere Gesetzesverstöße sehen. Im jüngsten Unternehmensbericht hat Daimler explizit Strafen in Übersee und einen teuren Rückruf nicht ausgeschlossen.
Das ist das Damoklesschwert über der Aktie, die ansonsten vermutlich stärker von der operativen Performance getrieben würde. Wobei auch da die Dynamik langsam nachlässt, nach einem PKW-Absatzwachstum von 10,1 Prozent im April könnte die Steigerungsrate in den nächsten Monaten nur noch einstellig ausfallen.
Fraglich ist insbesondere, ob China weiterhin einen so starken Wachstumsbeitrag liefern kann. Im Reich der Mitte sind in diesem Jahr Steuervergünstigen entfallen (wovon aber vor allem Klein- und Mittelklassewagen profitiert hatten), die Lagerbestände sollen deutlich steigen.
Doch es gibt auch einen echten Hoffnungsschimmer für Daimler: Das LKW-Geschäft, das im letzten Jahr noch eine kräftige Belastung darstellte, befindet sich auf Erholungskurs.
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Alles in allem kann die Kursentwicklung der Daimler-Aktie im laufenden Jahr noch als Konsolidierungsflagge und Reaktion auf die starke Aufwärtsbewegung im zweiten Halbjahr 2016 durchgehen. Die starke Unterstützung bei 65 Euro aus dem Herbst 2016 hat nun zumindest kurzfristig das Potenzial, den Trend zu drehen. Für spekulative Anleger, die bei Daimler insbesondere gegenüber dem DAX Nachholpotenzial sehen, bietet sich damit eine antizyklische Gelegenheit, die aber mit einem engen Stop-Loss versehen werden sollte.