Wall Street-Flaute eröffnet Krise?
Brandheiße News vor der US-Berichtssaison - Börsen könnten reagieren
In dieser Woche könnten einige Ereignisse die US-Börsen in Wallungen bringen: Janet Yellen spricht vor dem Kongress und Leitzins sowie Abbau der aufgeblähten Bilanz der Fed stehen im Fokus. Darüber hinaus beginnt die Berichtssaison - die Ergebnisse der US-Banken könnten Hoffnungen zunichtemachen.
Ab dem 14. Juli 2017 veröffentlichen die US-Banken ihre Ergebnisse und leiten die Berichtssaison ein. Der Auftakt könnte zu einer Schlappe und herben Enttäuschung werden. Nach vier starken Quartalen wird damit gerechnet, dass die US-Investmentbanken von einer eher weniger dynamischen Saison berichten müssen. Experten gehen davon aus, dass bei den fünf größten Bankhäusern der Umsatz aus dem Börsenhandel um elf Prozent zurückging - auf 18,4 Milliarden Dollar ("Bloomberg").
Somit könnte das Ergebnis lediglich mit dem aus dem zweiten Quartal 2012 mithalten. Dies wäre eine herbe Enttäuschung, denn bislang beflügelte die Rally am Aktienmarkt die Laune der Investoren. Womöglich verhelfen die Ergebnisse der US-Banken zu etwas mehr Realität.
Hinter den Kulissen der Wall Street beklagen sich die Händler über zu wenig marktbewegende Nachrichten und einer neuen Form der Wall Street-Flaute. Alles hat sich in vergangenen Monaten drastisch entschleunigt. Man wartet auf die Maßnahmen der Trump-Regierung zur erneuten Bankenregulierung. Die weltpolitische Lage hat bislang keine erheblichen Auswirkungen auf den US-Märkte und die Fed liefert auch keine Überraschungen. Diese und weitere Faktoren führen dazu, dass man sich in ruhigem Fahrwasser bewegt und teilweise Einschnitte hinnehmen muss.
Goldman Sachs wird voraussichtlich - unter den sechs größten US-Banken - den größten Rückgang seit Jahresbeginn verzeichnen. Mit Spannung darf auf den 18. Juli gewartet werden ("FT"). Auch die Citibank wird schlechtere Ergebnisse als zu Jahresbeginn vorlegen. Ferner wird damit gerechnet, dass Morgan Stanley beim Aktienhandel einen Rückgang um circa sechs Prozent verzeichnen muss. Den größten Einschnitt wird der Handel mit festverzinslichen Anlagen abbilden, denn Experten gehen von 16 Prozent weniger aus. Bei JPMorgan Chase & Co könnten es sogar 17 Prozent sein.
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Bereits vor sechs Wochen hatte Marianne Lake von JPMorgan verlauten lassen, dass der Umsatz in den ersten zwei Monaten des Quartals um 15 Prozent zurückging. Noch am selben Tag teilte Brian Moyniham von der Bank of America mit, dass auch sein Bankhaus einen Handelsrückgang von 10 bis 12 Prozent verzeichnet. Bekannt ist bereits, dass die Jefferies Group einen Umsatzrückgang von 6,9 Prozent hatte - ihr Quartal endete bereits am 31. Mai 2017. Somit dürften Anleger nicht überrascht sein, aber die Börsen könnten - im Zusammenspiel mit weiteren Ereignissen - trotzdem reagieren.
Während Experten die Situation der Bankhäuser eher kritisch sehen, gibt es auch andere Stimmen. Es heißt, dass die Finanzbranche und der Technologiesektor besonders erfolgreich seien ("ARD"). Dies könnte an der Zinspolitik liegen, denn höhere Zinsen bedeuten auch mehr Profit für die Kreditgeber. Die Gewinnschätzungen gingen jedoch in den vergangenen Tag zurück: Unternehmen des S&P 500 dürften anstatt der zehn Prozent nur noch acht Prozent Gewinn einfahren. Somit könnte das Enttäuschungspotenzial höher ausfallen als das positive Überraschungssignal. Der allgemeine Ton dürfte nun nüchterner ausfallen, als noch nach der Wahl von Donald Trump.
Die Flaute an der Wall Street bestätigt, dass bereits investierte Anleger ihre Aktien derzeit noch halten und gleichzeitig eine gewisse Skepsis gegenüber den hohen Kursen herrscht. Irgendwann werden die bereits investierten Marktteilnehmer lieber die Gewinne mitnehmen.